Dow Jones
13.08.2010 17:21:11
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BÖRSEN-AUSBLICK/DAX hoch - Obwohl alles auseinander bricht
Von Michael Otto Denzin Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Auf Erholungskurs dürfte der deutsche Aktienmarkt in der kommenden Woche gehen. Nachdem die globalen Aktienmärkte in den letzten Tagen am Gängelband der Devisenmärkte hingen, dürfte von hier aus auch die Entspannung ausgehen. Händler hoffen auf Interventionen aus Japan. Am übergeordneten Bild dürfte diese kurzfristige Erholung allerdings nichts ändern. Die überraschend gute Berichtssaison mit ihren Null-Reaktionen selbst bei erhöhten Prognosen zeigte schon, wohin der Weg geht. Händler rechnen weiter mit einer Fortsetzung der nervösen Marktumgebung. "Kurze Trends und schnelle Stimmungs- und Meinungswechsel werden das Bild weiter prägen", sagte ein Händler. Per Saldo dürfte dies noch bis zum üblichen Ende des Sommerlochs zum US-Feiertag "Labor Day" am 6.September anhalten.
Als Quelle aller Probleme hatten Händler die immer geringere Zinsdifferenz zwischen Dollar und Yen ausgemacht. Nachdem die US-Notenbank die Märkte mit ihrer gesenkten Wachstumsprognose für die USA schockierte, kündigte sie erneut Anleihenrückkäufe an, um die Zinsen noch weiter zu drücken. Die US-Zinsen nähern sich damit japanischen Verhältnissen und ließen den Dollar einbrechen. Den Yen trieben sie damit auf ein neues 15-Jahres-Hoch. Händler setzen nun darauf, dass japanische Notenbank und Regierung dieser Yen-Aufwertung nicht mehr tatenlos zusehen werden.
Schließlich zeigten sich spürbare Folgen schon bei der Abschwächung der Auftragseingänge für den japanischen Maschinenbau. Im Juni legten sie saisonbereinigt nur noch um magere 1,6% zu, obwohl Analysten von einem Anstieg um 5,5% ausgegangen waren. Die erhofften Interventionen Japans dürften dann auch den Euro-Dollar-Kurs beruhigen und die Aktienmärkte von ihren Ängsten erlösen.
Für eine Erholung spricht auch der überbordende Pessimismus. "Am Markt ist es kaum noch möglich, Bulle zu sein", sagte ein Händler. Die Marktteilnehmer seien einem Kreuzfeuer schlechter Nachrichten ausgesetzt. Selbst von Seiten der Markttechniker ist derzeit nur noch Negativ-Vokabular zu hören. So die "Kopf-Schulter-Formation" an den US-Märkten, überall "Fehlausbrüche" und ganz aktuell ein Weltuntergangsszenario in Form des "Hindenburg-Omens". Derart viel Pessimismus und Panikmache ist eine gute Grundlage für eine Erholung.
Die Entspannung dürfte aber nur kurzfristiger Natur sein. Das Auseinanderbrechen bisher vertrauter Preis-Relationen dürfte in allen Anlageklassen und Konjunktur-Indikatoren weitergehen und an den Börsen für kräftige Verwerfungen sorgen. Typische Beispiele sind die geringen Aufträge der japanischen Maschinenbauer und die simultane Auftrags-Hausse der deutschen. Daneben meldete Deutschland einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal um 2,2%, während gleichzeitig Griechenland einen Einbruch um 3,5% erlitt.
Anleger sollten sich daher darauf einstellen, dass die Themen einer Woche in der nächsten schon Makulatur sein können. Ebenso schnell kann die Begründung für den Aufwärtstrend einer Aktie in der nächsten Woche für ihren Abwärtstrend gut sein. Die Märkte dürften damit nervöser und volatiler werden, die Trends immer kürzer. Auch die Anlagefavoriten dürften schneller wechseln, die Renditen per Saldo geringer ausfallen.
Praktiker haben sich darauf bereits eingestellt und ihre Anlageplanung an diese Marktumgebung angepasst. "Niedrigeres Potenzialwachstum, stärkerer Gleichlauf der Konjunktur bei kürzeren Wirtschaftszyklen, mehr Regulierung und langfristig höhere Risikoaversion", beschrieb der im Vorstand der Union Asset Management Holding für das Portfoliomanagement zuständige Jens Wilhelm schon vor Wochenseine Erwartungen.
Unter den Terminen der kommenden Woche finden sich nur wenige mit Potenzial. Im Fokus stehen dürfte am Montag das japanische BIP zum zweiten Quartal und der Empire State Manufacturing Index aus den USA. Am Dienstag stehen in Deutschland die Konjunkturerwartungen mit dem ZEW-Index im Blick und die US-Baubeginne. Am Donnerstag wird mit Spannung auf die US-Frühindikatoren und den Philadelphia-Fed-Index gewartet. Die Berichtssaison ist hingegen fast vorbei. Unter den Blue Chips in Europa veröffentlichen überwiegend Österreichs Unternehmen.
-Von Michael Otto Denzin, Dow Jones Newswires; +49 (0)69-29725 218; michael.denzin@dowjones.com DJG/mod/gei Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones NewswiresAugust 13, 2010 10:50 ET (14:50 GMT)
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