EV-Pleiten |
21.02.2024 23:00:00
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Britischer Tesla-Konkurrent in Schwierigkeiten: Pleitewelle bei Elektroautoherstellern setzt sich fort
• Zahl der EV-Pleiten steigt
• Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht
Der Elektroautobauer Tesla hat die Elektromobilität weltweit vorangetrieben. Lange Zeit war das Unternehmen unter der Leitung von Elon Musk allein auf weiter Flur, in den vergangenen Jahren bemühten sich aber immer mehr Unternehmen darum, dem Branchenprimus Marktanteile abzunehmen. Insbesondere in China stieg die Zahl der Elektroauto-Startups rapide an, aber auch in anderen Teilen der Welt treten immer mehr EV-Unternehmen in Konkurrenz zum US-amerikanischen Elektroautopionier. Hinzu kommen noch die Bemühungen etablierter Traditionsautobauer wie VW, General Motors und Ford, die mit teils ambitionierten E-Auto-Zielen angetreten sind. All dies führt zu einer zunehmenden Marktdurchdringung, Elektroautos sind inzwischen weltweit auf den Straßen unterwegs.
Doch während Tesla, BYD & Co. weiter wachsen, tun sich kleinere Unternehmen, insbesondere mit Blick auf die Finanzierung und den Produktionsaufbau, deutlich schwerer. Ohne finanzkräftigen Partner im Rücken geraten immer mehr Firmen aus dem EV-Segment in Turbulenzen.
Arrival meldet Konkurs an
Das jüngste Opfer kommt aus Großbritannien: Das britische Startup Arrival, das neben E-Transportern auch E-Busse und Ride-Sharing-Fahrzeuge unters Volk bringen wollte, steht vor der Pleite. Die Mission des Unternehmens sei es, eine radikal effizientere neue Methode für die Entwicklung, Produktion, den Verkauf und die Wartung speziell angefertigter Elektrofahrzeuge zu entwickeln, "um eine Welt zu unterstützen, in der Städte frei von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen sind". Das Kernziel war dabei auch die Errichtung von schnell skalierbaren, lokalen Mikrofabriken. Mit dieser Mission ist Arrival nun offenbar gescheitert.
In einer Unternehmensmitteilung gab der Tesla-Konkurrent bekannt: "Die Verwalter prüfen nun Optionen für den Verkauf des Geschäfts und der Vermögenswerte des Unternehmens, einschließlich der Elektrofahrzeugplattform, der Software, des geistigen Eigentums und der F&E-Vermögenswerte, zum Nutzen der Gläubiger".
Arrival hat es nicht geschafft, eins seiner geplanten Fahrzeuge bis zur Produktion zu bringen. Auch der Fokus auf die Einführung eines Elektro-Transporters, der zu Lasten anderer Pläne vorrangig entwickelt werden sollte, brachte keinen Erfolg.
ElectricBrands versucht es mit Insolvenz in Eigenverwaltung
Ende Januar hatte bereits der deutsche Elektroautobauer Electric Brands die Reißleine gezogen und verkündet, zahlungsunfähig zu sein. Das Unternehmen stellte einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung mit dem Ziel, sich vollständig zu sanieren. Die Gründe für diesen Entschluss seien "die zuletzt gestiegenen Entwicklungskosten sowie die schwächelnde Wirtschaft", wie aus einer Pressemitteilung von ElectricBrands hervorgeht.
Inzwischen hat sich die Lage bei dem Hersteller des Elektro-Kleinstbusses XBus weiter verschärft: Der Hersteller von Elektro-Nutzfahrzeugen TYNe ist mit Vorwürfen an ElectricBrands herangetreten, wonach das insolvente Unternehmen mit seinem angekündigte Modell XBUS S ein Plagiat zu TYNes TX2 plane. ElectricBrands wehrte sich gegen die Vorwürfe und erklärte, man habe die Front des XBUS im September 2019 als Geschmacksmuster beim Deutschen Marken- und Patentamt hinterlegt. Das Geschmackmuster des TYNe beziehe sich hingegen nur auf den Markennamen und das TYNe-Logo und "keineswegs auf die markante Form- und Designsprache die unverkennbar zum XBUS gehört und dem sich seit 2018 eine weltweite Community anschließt".
Liste der EV-Pleiten wird länger
Unabhängig davon, wie dieser Streit ausgeht, wird klar: Die Luft im Elektroautosegment wird insbesondere für unterfinanzierte Unternehmen zunehmend dünn. Denn Arrival und ElectricBrands sind nicht die ersten Vertreter der Branche, die zahlungsunfähig wurden, weil sie nicht die erhoffte Anzahl an Fahrzeugen verkaufen oder erst gar kein Fahrzeug zur Produktionsreife bringen konnten.
Einer der bekanntesten Vertreter ist dabei Lordstown Motors. Das Unternehmen hatte seinen Fokus auf E-Lastwagen gelegt. Ein Streit um angeblich zugesicherte Investitionen von Investor Foxconn brachte das Unternehmen Mitte 2023 ins Trudeln - ein Insolvenzantrag war die Folge, nur drei Jahre nach dem umjubelten Börsengang. Eine Klage gegen Foxconn folgte, dabei warf man den Taiwanesen "betrügerisches Verhalten" und gebrochene Versprechen vor, zudem hätte Foxconn ein "Muster an Bösgläubigkeit" an den Tag gelegt. Anders als versprochen hätte Foxconn sich geweigert, zusätzliche Aktienanteile zu übernehmen, zudem sei man über die Zusammenarbeit bei der Fahrzeugentwicklung getäuscht worden.
Auch das in Kalifornien ansässige Startup IndiEV hat inzwischen Insolvenz angemeldet - auch in diesem Zusammenhang fiel der Name Foxconn. Denn die Unternehmen hatten im September 2022 - nur ein Jahr vor dem Insolvenzantrag - eine Absichtserklärung unterzeichnet, in der vereinbart wurde, dass Foxconn die Produktion der ersten Indi One-Prototypenfahrzeuge von IndiEV übernimmt. Gebaut werden sollten die Fahrzeuge im Werk von Lordstown. Wie aus dem Insolvenzantrag hervorgeht, häufte das Unternehmen - bei Vermögenswerten in Höhe von 2,83 Millionen US-Dollar - Verbindlichkeiten in Höhe von 26,43 Millionen US-Dollar an.
Mit WM MOTORS hat auch ein weiteres Elektroauto-Startup die Marktreife nicht erreicht. Schwache Verkaufszahlen hatten die Chinesen im Herbst 2023 zur Insolvenzanmeldung veranlasst. Angetreten war das Unternehmen mit ambitionierten Plänen: Man wollte "Weltmeister"-Autos, so der Name der zugehörigen Marke, auf den Markt bringen. Tatsächlich wurden auch fünf Serienmodelle veröffentlicht, darunter drei SUV-Fahrzeuge und zwei Limousinen. Für den stark umkämpften chinesischen Markt reichte das aber nicht.
Sono Motors hat die Insolvenz unterdessen bereits abgeschlossen, musste seine Pläne für den Bau eines solarbetriebenen Elektroautos aber ad acta legen und setzt stattdessen jetzt auf den Bau von Solarmodulen.
Mehr Pleiten voraus?
Die jüngsten Pleiten dürften noch nicht das Ende der Fahnenstange markieren. Denn die Konkurrenz - nicht nur, aber insbesondere auf dem chinesischen Markt - bleibt hart. Während inzwischen gut kapitalisierte Unternehmen wie Tesla oder BYD mit Preissenkungen auf die aktuellen Entwicklungen reagieren können, die zunächst vor allem zu Lasten der Gewinnmarge gehen, geht es bei weniger stark finanziell ausgestatteten Autobauern schnell ums Überleben.
Ins Gespräch gebracht werden in diesem Zusammenhang immer wieder der chinesische Hersteller Aiways, aber auch NIO, immerhin macht das Unternehmen Angaben der New York Times zufolge pro verkaufen Fahrzeug rund 35.000 Dollar Verlust.
Und auch in Europa könnte sich die Pleitewelle im EV-Segment fortsetzen: Zuletzt waren Probleme bei der Volvo-Tochter Polestar bekannt geworden. Die Schweden hatten dem EV-Unternehmen zuletzt den Geldhahn zugedreht.
Redaktion finanzen.at
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Arrival Registered Shs | 0,00 | 0,00% | |
BYD Co. Ltd. | 32,10 | 0,28% | |
Ford Motor Co. | 10,37 | -1,37% | |
Foxconn (Hon Hai Precision Industry) | 3,26 | 10,75% | |
General Motors | 51,29 | -2,42% | |
Lordstown Motors Corp | 1,51 | -2,58% | |
NIO | 4,54 | 8,23% | |
Polestar Automotive Holding UK Limited (A) (spons. ADRs) | 1,02 | 2,73% | |
Sono Motors | 0,07 | -5,71% | |
Tesla | 333,20 | -1,93% | |
Volkswagen (VW) AG Vz. | 80,18 | -0,42% |