Stephan Heibel-Kolumne 03.07.2013 12:30:00

Europa zurück in der Krise, Spannung vor EZB-Sitzung

Kolumne

Finanz- und Außenminister haben bereits ihre Ämter aufgegeben, Ministerpräsident Coelho wollte die Probleme am Mittwochabend klären, blieb eine Erklärung jedoch schuldig. Stattdessen kursieren nun Gerüchte im Markt, dass weitere Minister (Sozialminister und Landwirtschaftsminister) ihre Ämter aufgeben wollen.

Portugal fährt einen strengen Sparkurs, die politische Elite des Landes ist gut vom gemeinen Volk abgeschirmt und sonnt sich in der europäischen Sonne ihres Sparerfolges. Doch während für Frankreich die Defizitgrenze aufgeweicht wird und Griechenland einen weiteren Schuldenschnitt einfordert, hält sich Portugal an die europäischen Vorgaben und zwingt die Wirtschaft in die Knie. Nicht mit uns, sagen nun einige Minister.

Am morgigen Donnerstag wird EZB-Chef "Supermario" Draghi nach der Sitzung der Notenbank die weitere Strategie seines Hauses erläutern. Mit einer Zinssenkung wird nicht gerechnet, von einer anhaltend lockeren Geldpolitik geht man allerdings aus. Insbesondere Programme zur Unterstützung der Wirtschaft in den Club-Med Ländern werden aller Voraussicht nach beibehalten, vielleicht sogar ausgebaut.

Dies steht im krassen Gegensatz zur jüngsten geldpolitischen Entscheidung der US-Notenbank Fed. Chef Ben Bernanke hatte eine Rückführung der lockeren Geldpolitik in Aussicht gestellt, was die weltweiten Finanzmärkte kräftig durchschüttelte. Zu früh, riefen viele, die noch nicht an einen stabilen Konjunkturaufschwung in den USA glauben wollen.

China war vergangene Woche fast kollabiert. Europa bekommt nun wieder Probleme mit Griechenland und Portugal. Wie können in diesem Umfeld die USA von einem stabilen Konjunkturaufschwung ausgehen? Der Ruf nach weiteren Geldspritzen durch die EZB wird immer lauter, doch der Europäischen Zentralbank sind die Hände gebunden.


EZB-Chef Mario Draghi

In Deutschland läuft eine Klage gegen die Zustimmung des Bundestags zur lockeren Geldpolitik der EZB, die Club-Med Länder begünstige, also Länder wie Deutschland benachteilige. Schon die vorhandenen Programme sind dadurch in Frage gestellt, wie soll da noch eine Ausweitung begründet werden?

Es bleibt also spannend an den Finanzmärkten. Wird EZB-Chef Mario Draghi dem Druck der Club-Med Länder unterliegen und als Retter in der Not auftreten? Oder wird er sich vor dem Hintergrund des sich formierenden Widerstands aus Deutschland zurückhalten? Bis Donnerstagmittag werden wir auf eine Antwort warten müssen, bis dahin werden sich die Märkte nicht beruhigen.


Stephan Heibel ist Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes und Betreiber der Finanzinformationsdienste Aktien-Meldungen und animusX. Seine Kunden sind Privatanleger, die mit einem vertretbaren Zeitaufwand ihre Anlageentscheidungen selber treffen möchten.
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Bildquelle: ECB
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