19.01.2009 17:03:00
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FOKUS: "Bad Bank" könnte für Steuerzahler Fass ohne Boden werden
Von Madeleine Winkler und Ulrike Dauer
Dow Jones NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)--Während die Forderungen nach der Einführung einer so genannten Bad Bank immer lauter werden, wächst bei Experten und Analysten die Sorge, ein solches Auffanginstitut für problembeladene Wertpapiere könnte für den Steuerzahler zum Fass ohne Boden werden. Und während die Politik nahezu unisono die Errichtung einer "Bad Bank" ablehnt, wachsen bei Analysten die Zweifel, ob ein solches Institut tatsächlich die Probleme lösen würde und zugleich für Deutschland finanzierbar wäre."Die Einrichtung einer Bad Bank würde helfen, notleidende Papiere von den Bankbilanzen zu entfernen, Risikoaktiva schneller abzubauen und die Bilanzen zu schrumpfen", erklärte Analyst Sebastian Reuter von Hauck & Aufhäuser in Frankfurt. "Allerdings ist die Umsetzung schwierig, keiner weiß genau, was die Papiere wert sind, die zum Verkauf stehen."
Spekulationen über das mögliche Ausmaß der Krise erreichten am Wochenende neue Dimensionen. Das Finanzministerium geht nach einem unbestätigten Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" davon aus, dass der gesamte deutsche Bankensektor Risikopapiere mit einer Summe von bis zu einer Billion EUR in den Büchern führt.
In dieser Situation wird der Ruf nach der helfenden Hand des Staates lauter. Bereits vergangenes Jahr hatte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, die Einrichtung einer "Bad Bank", auf die die deutschen Kreditinstitute ihre notleidenden Papiere abladen könnten, angeregt. Die Gewissheit, keine Zeitbomben in den Bilanzen zu haben, könnte das Vertrauen in das Bankensystem wieder herstellen, fügte er jüngst hinzu.
Doch von Seiten der Politik kommt klare Ablehnung. Finanzminister Peer Steinbrück erklärte in einem Zeitungsinterview am Wochenende, eine solche Bank sei ökonomisch und politisch kaum durchsetzbar. "So eine Bad Bank müsste mit einem Kapital von 150 oder 200 Milliarden Euro unterlegt sein, das öffentliches, also Steuerzahlergeld sein soll," sagte Steinbrück der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Zudem sei der Ankauf fauler Kredite bereits nach den bestehenden Regelungen möglich, sagte Steinbrücks Sprecher, Torsten Albig, am Montag zu Dow Jones Newswires.
Auch die Deutsche Bundesbank, die die Bundesregierung in dieser Frage berät, hält nach Angaben einer mit der Position der Zentralbank vertrauten Person die Schaffung eines solchen Auffanginstituts für schlichtweg zu teuer. Daher prüfe die Bundesbank derzeit das Ausmaß und mögliche Gegenmodelle zu einer "Bad Bank", sagte die Person Dow Jones Newswires am Montag.
Die Zweifel wachsen auch bei Analysten, ob eine "Bad Bank" praktisch wirklich umsetzbar wäre. Analyst Konrad Becker von Merck Finck sieht hier noch viele Fragen, die es zu beantworten gelte. Hierzu gehört laut Becker die Frage, zu welchem Preis die Wertpapiere gekauft werden sollen, wie lange sie bei der "Bad Bank" bleiben und wer letztendlich mögliche Verluste tragen müsse. "Sollte die Bundesregierung für die Verluste einspringen, wäre dies für den Steuerzahler der schlechteste Fall", warnte Becker.
Dieser Weg ist aus seiner Sicht auch gesellschaftspolitisch fraglich. "Das wäre der dreisteste Weg, Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren", kritisierte der Analyst. Doch selbst wenn diese Erwägungen beiseite gelegt würden, bleibt laut Becker offen, welche Wertpapiere überhaupt als "toxisch" eingestuft werden. Das sei eine zentrale Frage, auf die es bislang keine Antwort gebe.
Die Resonanz bei den Banken selbst ist gemischt. Während die der erst vor kurzem teilverstaatlichte Commerzbank keinen Kommentar abgeben möchte, verwies ein Sprecher der Deutschen Bank auf die jüngsten Aussagen des Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann. Bei der überraschenden Vorlage des Milliardenverlustes seiner Bank für das vierte Quartal schloss Ackermann die Nutzung einer "Bad Bank" durch die Deutsche Bank aus.
Mit Blick auf sein Haus wisse er gar nicht, welche "toxischen" Wertpapiere überhaupt noch verkauft werden könnten, sagte Ackermann. "Daher ist das nichts, was die Deutsche Bank braucht."
Webseiten: http://www.db.com http://www.commerzbank.de
-Von Madeleine Winkler und Ulrike Dauer, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 115, madeleine.winkler@dowjones.com (Andreas Kissler hat zu diesem Artikel beigetragen) DJG/maw/kgb/brb Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones Newswires
January 19, 2009 10:30 ET (15:30 GMT)
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