29.04.2015 17:04:51

MÄRKTE EUROPA/Ausverkauf bei Exportwerten nach schwachem US-BIP

   Von Michael Denzin

   FRANKFURT (Dow Jones)--Kräftig im Minus zeigen sich Europas Aktienmärkte, nachdem das Wirtschaftswachstum in den USA wesentlich schwächer als erwartet ausgefallen ist. Vor allem der Dollar reagierte darauf mit kräftigen Verlusten. Umgekehrt legt der Euro auf über 1,10 Dollar zu und entzieht damit den Aktienmärkten das Kaufargument der "Euro-Schwäche". Unter Druck stehen alle Exportwerte wie etwa Autohersteller und Chemie. Zudem bestimmen teils heftige Kursausschläge bei Einzeltiteln in Folge von Quartalsausweisen die Märkte. Besonders der Stahlsektor leidet darunter. Daneben zeigen sich Anleger vor den Aussagen der US-Notenbank am Abend vorsichtig. Der Dax fällt um 2,5 Prozent auf 11.516 Punkte. Automatische Verkaufsprogramme beschleunigten den Absturz nach dem Fall unter die 11.600er-Marke. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 2,1 Prozent nach auf 3.638 Zähler.

   Das US-BIP zum ersten Quartal wurde als "extrem schwach" bezeichnet. "Wir hatten zwar wegen des schweren Winterwetters mit Zahlen unter dem Konsens gerechnet, aber das unterbietet jede Erwartung", sagt ein Händler. Mit nur plus 0,2 Prozent wurde die Erwartung von 1,0 Prozent weit verfehlt. Einige große Analysehäuser wie Morgan Stanley hatten sogar mit höheren Werten von 1,1 Prozent gerechnet. Daher fiel der Enttäuschungseffekt so hoch aus.

   Für Europas Aktien ist die Nachricht aber "zweischneidig", heißt es weiter. Einerseits gehe die Fantasie über weitere Währungsgewinne mit dem steigenden Euro dahin. Exportlastige Chemiewerte wie BASF fallen 3 Prozent und Bayer sogar 6 Prozent. Beide legen ihre Quartalszahlen morgen vor. Andererseits könne die US-Notenbank mit ihren geplanten Zinserhöhungen nun länger warten als gedacht: "Die Fed hat zuletzt immer ihre Daten-Abhängigkeit kommuniziert und mit diesem BIP ein gutes Argument, auch im September noch nichts zu machen", so ein Händler.

   Den Euro treibt daneben das überraschende Geldmengenwachstum: Ulrich Wortberg von der Helaba nennt den Anstieg der Geldmenge M3 von 4,6 Prozent im März "erfreulich". Es unterstreiche die sich aufhellenden konjunkturellen Perspektiven. Deflationssorgen gingen damit zurück. An den Rentenmärkten steigen darauf wieder die Zinsen, der Bund-Futures rutscht auf 158 Prozent ab. Allein die Furcht vor einer Deflation war der Grund für das Anleihekaufprogramm der EZB gewesen.

   Bei den Quartalszahlen steht der Auto-Sektor nach dem Gewinnsprung bei Daimler am Vortag im Blick. Übergeordnet sorgt der Euro-Anstieg für Gewinnmitnahmen. Volkswagen fallen trotz guter Geschäftszahlen um 3,5 Prozent. Die Wolfsburger hätten beim Ausblick "nur" die bisherigen Ziele für 2015 bekräftigt, wird im Handel bemängelt. BMW verlieren 3 Prozent und Daimler 2 Prozent.

   Peugeot verlieren nach Zahlenausweis 3,8 Prozent. Hier waren die Umsatzerwartungen leicht höher. Dass es im Auto-Sektor nicht überall rund läuft, zeigt Zulieferer ElringKlinger im MDAX: Seine Aktien brechen nach einer Gewinnwarnung um 11 Prozent ein. Der Branchenindex fällt um 2,1 Prozent und ist damit zweiter Tagesverlierer.

   Lufthansa halten sich nach der Hauptversammlung mit 0,3 Prozent im Plus. Die Bekräftigung der Jahresziele sorge für Erleichterung, sagen Händler. Auch der Schlichtungsvorschlag gegenüber den streikwilligen Piloten sei ein "geschickter Schachzug" der Konzernführung, meint ein Händler.

   Im TecDax sorgen Drägerwerk für eine herbe Enttäuschung und brechen über 11 Prozent ein. "Das EBIT im ersten Quartal fiel trotz ordentlicher Umsatzentwicklung extrem schwach aus und ist eine stark negative Überraschung", sagt Sven Kürten von der DZ Bank. Selbst wenn man die Rückstellungen des Unternehmens als einmaligen Aufwand werte, dürfte das darum bereinigte Ergebnis seiner Schätzung zufolge noch immer deutlich unter den Erwartungen liegen.

   Druck gibt es besonders auf rohstoffnahe Aktien: So konnten Aurubis mit überraschend starken Geschäftzahlen überzeugen und kurz auf ein neues Allzeithoch springen. Verkäufe in der gesamten Rohstoff-Branche drücken die Aktie jedoch wieder 3 Prozent ins Minus. Der Gewinn des Kupferschmelzers konnte deutlich gesteigert werden.

   Auch Salzgitter überraschte mit starken Zahlen und einer leicht erhöhten Gewinnprognose. Die Welle schlechter Nachrichten bei den Stahlwerten zieht jedoch auch sie 2 Prozent nach unten. Den Sektor belasten eine gesenkte Prognose von US Steel, eine Absatzwarnung der finnischen Outokumpu für den US-Markt und ein schlechter Ausblick für die Eisenerz-Preise von Morgan Stanley. Outokumpu brechen um 11 Prozent ein, ThyssenKrupp fallen in Folge um 3,8 Prozent und ArcelorMittal um 4,2 Prozent. Der Sektor der Roh- und Grundstoffwerte im Stoxx-600-Index verliert 2,5 Prozent.

   Die hohen Börsenkurse laden daneben zu weiteren Kapitalmaßnahmen ein, so wie die Commerzbank bereits am Vortag gezeigt hatte. So nutzt Apple-Zulieferer Manz die Gunst der Stunde für eine Kapitalerhöhung. Der Aktienkurs leidet mit 3 Prozent Minus kaum unter der Platzierung von neuen Aktien zu 85 Euro. Manz spült dies einen Bruttoerlös von 42 Millionen Euro in die Kasse. Robert-Jan van der Horst von der equinet Bank begrüßt die Maßnahme: "Mit der gestärkten Finanzkraft ist Manz in der Lage, das Wachstum im Batteriegeschäft und so die Diversifizierung voranzutreiben."

   Software AG notieren 1,7 Prozent im Minus nach zunächst kräftigen Gewinnen. Die Geschäftszahlen spielen nur eine untergeordnete Rolle, im Blick steht hier ein kräftiges Aktienrückkaufprogramm. Damit soll eine Kapitalherabsetzung erreicht werden, durch die sich das Grundkapital um 9,14 Prozent verringert. Der Gewinn je Aktie wird dadurch deutlich steigen.

   Im Zahlenwerk von ABB sticht laut Händlern derweil der Auftragseingang positiv heraus. Er ist um 15 Prozent gewachsen. ABB steigen um 0,9 Prozent. Nach positiven Geschäftszahlen geht es derweil für die DSM-Aktie 2,9 Prozent nach oben. Durchwachsen sind laut einem Händler die Quartalsergebnisse der BBVA ausgefallen. "Operativ sind die Geschäfte erheblich besser gelaufen als erwartet, aber sehr hohe Abschreibungen haben den Gewinn verhagelt", sagt der Händler. Die BBVA-Aktie verliert 1,2 Prozent.

   Technische Probleme behindern offenbar die Kursfindung an der Euronext. Das geht aus einer Warnung des Börsenbetreibers für den Kassamarkt hervor. Probleme gibt es der länderübergreifend agierenden Euronext zufolge beim französischen Index CAC-40 und beim niederländischen AEX.

INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.638,37 -2,07% Stoxx-50 3.474,25 -1,69% DAX 11.516,50 -2,50% FTSE 6.968,99 -0,88% CAC 5.071,15 -1,98% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 158,09 -105

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.48 Uhr Di, 17.24 Uhr EUR/USD 1,1090 1,07% 1,0972 1,0975 EUR/JPY 131,97 1,15% 130,47 130,39 EUR/CHF 1,0468 -0,31% 1,0500 1,0452 USD/JPY 118,97 0,05% 118,91 118,81 GBP/USD 1,5429 0,53% 1,5348 1,5333 Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/mod/cln

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   April 29, 2015 10:34 ET (14:34 GMT)

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