29.04.2015 18:44:49

MÄRKTE EUROPA/Ausverkauf bei Exportwerten nach schwachem US-BIP

   Von Michael Denzin

   FRANKFURT (Dow Jones)--Mit einem kräftigen Kursrutsch haben Europas Aktienmärkte auf ein wesentlich schwächer als erwartet ausgefallenes US-Wirtschaftswachstum reagiert. Der Dollar fiel darauf kräftig, umgekehrt legte der Euro auf deutlich über 1,11 Dollar zu und entzog damit den Aktienmärkten das Kaufargument der "Euro-Schwäche". Unter Druck standen alle Exportwerte wie Autohersteller und Chemie. Daneben zeigten sich Anleger vor den Aussagen der US-Notenbank am Abend vorsichtig. Der Dax fiel um 3,2 Prozent auf 11.433 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verlor 2,6 Prozent auf 3.617 Punkte.

   Das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal wurde als "extrem schwach" bezeichnet. "Wir hatten zwar wegen des schweren Winterwetters mit Zahlen unter dem Konsens gerechnet, aber das unterbietet jede Erwartung", sagte ein Händler. Mit plus 0,2 Prozent wurde die Erwartung von 1,0 Prozent weit verfehlt. Einige große Analysehäuser wie Morgan Stanley hatten sogar mit höheren Werten von 1,1 Prozent gerechnet. Daher fiel die Enttäuschung so heftig aus.

   Für Europas Aktien ist das US-BIP aber "zweischneidig", hieß es. Einerseits gehe die Fantasie über weitere Währungsgewinne mit dem steigenden Euro dahin. Exportlastige Branchen wie die Chemie fielen 3 Prozent, Autohersteller sogar um 3,4 Prozent. Andererseits könne die US-Notenbank mit ihren geplanten Zinserhöhungen nun länger warten als gedacht: "Die Fed hat zuletzt immer ihre Daten-Abhängigkeit kommuniziert und mit diesem BIP ein gutes Argument, auch im September noch nichts zu machen", so ein Händler.

   Den Euro trieb daneben das überraschende Geldmengenwachstum: Ulrich Wortberg von der Helaba nannte den Anstieg der Geldmenge M3 von 4,6 Prozent im März "erfreulich". Er unterstreiche die sich aufhellenden konjunkturellen Perspektiven, Deflationssorgen gingen damit zurück. An den Rentenmärkten stiegen darauf wieder die Zinsen, der Bund-Futures rutschte auf 157,71 Prozent ab. Allein die Furcht vor einer Deflation war der Grund der EZB für ihr Anleihekaufprogramm gewesen.

   Bei den Quartalszahlen stand der Autosektor im Blick, nachdem Daimler am Dienstag einen Gewinnsprung gemeldet und damit die Latte höher gehängt hatte. Gute Zahlen nutzten jedoch angesichts des rasant steigenden Euro nichts mehr: So fielen Volkswagen trotz guter Geschäftszahlen um 4 Prozent. Die Wolfsburger hätten beim Ausblick "nur" die bisherigen Ziele für 2015 bekräftigt, wurde im Handel zudem bemängelt. BMW verloren 3,2 Prozent, Daimler 3,1 Prozent und Continental 4,6 Prozent.

   Dass es im Auto-Sektor nicht überall rund läuft, zeigte Zulieferer ElringKlinger im MDAX: seine Aktien brachen nach einer Gewinnwarnung über 12 Prozent ein. Peugeot fielen nach Zahlenausweis 4,1 Prozent. Hier waren die Umsatzerwartungen leicht höher. Andere Exportwerte auf der Verkaufsliste waren BASF mit 3,5 Prozent Verlust und Siemens mit 3,7 Prozent.

   Starken Druck gab es auch auf rohstoffnahe Aktien: So konnten Aurubis mit überraschend starken Geschäftzahlen überzeugen und kurz ein neues Allzeithoch erzielen. Verkäufe in der gesamten Branche drückten die Aktie jedoch 2,3 Prozent ins Minus. Auch Salzgitter überraschte mit starken Zahlen und einer leicht erhöhten Gewinnprognose. Die Welle schlechter Nachrichten bei den Stahlwerten zog jedoch auch sie 2,7 Prozent nach unten.

   Den Sektor belasteten eine gesenkte Prognose von US Steel, eine Absatzwarnung der finnischen Outokumpu für den US-Markt und ein schlechter Ausblick für die Eisenerz-Preise von Morgan Stanley. Outokumpu brachen um 12 Prozent ein, ThyssenKrupp fielen in Folge um 3,8 Prozent und ArcelorMittal um 4,3 Prozent. Der Sektor der Roh- und Grundstoffwerte im Stoxx-600-Index verlor 2,5 Prozent.

   Lufthansa zeigten sich nach der Hauptversammlung mit 1 Prozent Minus relativ stabil. Die Bekräftigung der Jahresziele sorgte für Erleichterung. Auch der Schlichtungsvorschlag an die streikwilligen Piloten sei ein "geschickter Schachzug" der Konzernführung, hieß es im Handel.

   Im TecDax sorgte Drägerwerk für eine herbe Enttäuschung; die Aktien brachen 12 Prozent ein. "Das EBIT im ersten Quartal fiel trotz ordentlicher Umsatzentwicklung extrem schwach aus und ist eine stark negative Überraschung", sagte Sven Kürten von der DZ Bank. Aktien des Apple-Zulieferers Manz fielen zwar um 4,6 Prozent, brachten damit aber eine Kapitalerhöhung erfolgreich an den Markt. Die neuen Aktien wurden zu 85 Euro platziert und spülen 42 Millionen Euro in die Kasse.

   Software AG schlossen 1,8 Prozent im Minus. Die Geschäftszahlen spielten nur eine untergeordnete Rolle, im Blick stand ein Aktienrückkaufprogramm. Damit soll eine Kapitalherabsetzung erreicht werden, durch die sich das Grundkapital um 9,14 Prozent verringert. Der Gewinn je Aktie wird dadurch deutlich steigen.

   Im Zahlenwerk des schweizerischen Anlagebauers ABB stach der Auftragseingang positiv heraus. Er ist um 15 Prozent gewachsen. ABB verloren daher nur 0,9 Prozent.

   Technische Probleme behinderten daneben die Kursfindung an der Euronext. Das ging aus einer Warnung des Börsenbetreibers für den Kassamarkt hervor. Probleme gab es der länderübergreifend agierenden Euronext zufolge beim französischen Index CAC-40 und beim niederländischen AEX-Index.

Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.617,11 -98,31 -2,6% +15,0% Stoxx-50 3.454,39 -79,74 -2,3% +15,0% Stoxx-600 397,30 -8,98 -2,2% +16,0% XETRA-DAX 11.432,72 -378,94 -3,2% +16,6% FTSE-100 London 6.946,28 -84,25 -1,2% +5,8% CAC-40 Paris 5.039,39 -133,99 -2,6% +17,9% AEX Amsterdam 489,26 -12,40 -2,5% +15,3% ATHEX-20 Athen 238,64 -3,01 -1,2% -9,9% BEL-20 Bruessel 3.703,43 -98,82 -2,6% +12,7% BUX Budapest 22.321,23 -468,03 -2,1% +34,2% OMXH-25 Helsinki 3.383,21 -88,50 -2,5% +13,2% ISE NAT. 30 Istanbul 105.052,43 -201,60 -0,2% -1,0% OMXC-20 Kopenhagen 961,57 -20,56 -2,1% +29,2% PSI 20 Lissabon 6.098,04 -86,98 -1,4% +25,3% IBEX-35 Madrid 11.378,90 -228,80 -2,0% +10,7% FTSE-MIB Mailand 22.995,63 -536,46 -2,3% +21,0% RTS Moskau 1.031,78 +2,07 +0,2% +30,5% OBX Oslo 571,49 -12,06 -2,1% +9,1% PX Prag 1.025,10 -6,23 -0,6% +8,3% OMXS-30 Stockholm 1.636,18 -43,34 -2,6% +11,7% WIG-20 Warschau 2.521,57 -27,41 -1,1% +8,9% ATX Wien 2.586,51 -60,16 -2,3% +19,7% SMI Zuerich 9.105,05 -154,76 -1,7% +1,4%

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.48 Uhr Di, 17.24 Uhr EUR/USD 1,1175 1,85% 1,0972 1,0975 EUR/JPY 132,79 1,78% 130,47 130,39 EUR/CHF 1,0450 -0,48% 1,0500 1,0452 USD/JPY 118,86 -0,05% 118,91 118,81 GBP/USD 1,5488 0,91% 1,5348 1,5333 Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/mod/cln

   (END) Dow Jones Newswires

   April 29, 2015 12:13 ET (16:13 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 13 PM EDT 04-29-15

Analysen zu ElringKlinger AGmehr Analysen

13.10.23 ElringKlinger Hold Deutsche Bank AG
04.08.23 ElringKlinger Sell Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

ABB Ltd. (Asea Brown Boveri Ltd.) (Spons. ADRS) 51,64 -6,11% ABB Ltd. (Asea Brown Boveri Ltd.) (Spons. ADRS)
Aurubis 79,40 1,53% Aurubis
BASF AGShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr.1 Sh 10,50 0,00% BASF AGShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr.1 Sh
BMW AG 77,04 0,05% BMW AG
Continental AG 63,88 -0,31% Continental AG
Draegerwerk AG & Co. KGaA 41,10 0,98% Draegerwerk AG & Co. KGaA
ElringKlinger AG 4,16 0,48% ElringKlinger AG
Lufthansa AG 6,13 -1,13% Lufthansa AG
Manz AG 1,92 119,61% Manz AG
Mercedes-Benz Group (ex Daimler) 53,37 0,11% Mercedes-Benz Group (ex Daimler)
Outokumpu Oyj 2,84 0,60% Outokumpu Oyj
Salzgitter 15,97 2,57% Salzgitter
Siemens AG 189,68 -1,02% Siemens AG
thyssenkrupp AG 3,95 -0,60% thyssenkrupp AG
Volkswagen (VW) St. 88,95 0,23% Volkswagen (VW) St.