12.10.2022 16:01:41

MÄRKTE EUROPA/Deutsche Rendite auf höchstem Stand seit elf Jahren

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Ein unerwartet deutlicher Anstieg der US-Erzeugerpreise drückt die Kurse an den europäischen Börsen am Mittwochnachmittag wieder ins Minus. Der DAX fällt am Nachmittag leicht um 0,1 Prozent auf 12.204 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,2 Prozent auf 3.332 Punkte nach. Auf die Stimmung drückt vor allem die Reaktion an den Anleihenmärkten: Dort steigt die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen auf den höchsten Stand seit April 2010.

"Ohne eine kräftige Erholung der Anleihen ist aber eine durchgreifende Wende bei den Aktien kaum vorstellbar", so ein Marktteilnehmer. Der Aktienmarkt habe zuletzt auf die Anleihenrenditen geschaut wie das Kaninchen auf die Schlange.

"Die Erwartung an einen großen US-Zinsschritt um 75 Basispunkte im November dürfte nun weiter zunehmen", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf die US-Erzeugerpreise. Eine Pause oder gar ein Ende des Zinserhöhungszyklus sei noch nicht in Sicht, meint er. Je härter die Fed allerdings die Inflation bekämpfe, desto schneller könne der Kampf dann auch gewonnen werden.

Die US-Erzeugerpreise sind im September um 0,4 Prozent gestiegen und damit doppelt so schnell wie erwartet. Entgegen den Hoffnungen wurde auch in der Kernrate die Erwartung nicht unterschritten, bei einem Plus von 0,3 Prozent. Die Rendite der 10-jährigen US-Anleihen steigt auf 3,95 Prozent. "Die Frage ist, ob die Marke von 4 Prozent fällt oder hält", so ein Marktteilnehmer. Der Euro zeigt sich so gut wie unverändert um 0,97 Dollar.

BASF nach Zahlen im Plus

Im Plus liegen neben den Chemiewerten nur wenige defensive oder konjunkturunabhängige Branchen. Die meisten Branchenindizes liegen im Minus. Der Stoxx-Subindex der Chemieaktien profitiert von BASF. Diese steigen um 1,5 Prozent. Erleichterung herrscht im Markt über den Zwischenbericht. Zum einen liegt das bereinigte EBIT mit 1,35 Milliarden Euro um 50 Millionen über dem Konsens. Zum anderen hat der Chemiekonzern den Ausblick bekräftigt, die von einigen befürchtete Gewinnwarnung ist damit ausgeblieben.

Daneben steigen im DAX Bayer um 1,2, Daimler Truck um 2,4 und RWE um 1,5 Prozent. Auf der anderen Seite geben Brenntag weitere 2,9 Prozent ab und Vonovia 4,3 Prozent.

Philips warnt und LVMH überzeugt

Für Philips geht es nach einer Gewinnwarnung um 12,5 Prozent nach unten. Die Analysten der ING sprechen von der bereits zweiten Gewinnwarnung in diesem Jahr. Das Unternehmen werde von anhaltenden Problemen in der Lieferkette beeinträchtigt, die sich auf Lieferungen und Kundeninstallationen auswirkten. Die Schwäche liege im Bereich der Gesundheitssysteme, während sich das Verbrauchergeschäft gut entwickle. Im Sog von Philips verbilligen sich im DAX Siemens Healthineers um 5,1 Prozent.

Gut kommen neue Umsatzzahlen von LVMH (+2,3%) an. Der Luxusgüterkonzern konnte den Schwung aus dem ersten Halbjahr mitnehmen und legte beim Umsatz im dritten Quartal organisch um 19 Prozent auf 19,76 Milliarden Euro zu. Laut den Analysten von RBC liegt das 5 Prozent über dem Konsens. Die Experten sprechen von einem positiven Signal für die ganze Branche. Hermes gewinnen 1,7 und Dior 2 Prozent.

Cropenergies haussieren - Klöckner & Co auf Talfahrt

Als "solide" werden die Zahlen zum dritten Quartal von Gerresheimer (+3,8%) eingestuft. Während das Umsatzplus gegenüber dem Vorquartal etwas niedriger ausgefallen sei, überzeuge das bereinigte operative Ergebnis, das organisch um 13,3 Prozent zulegen konnte und mit 90,5 Millionen Euro über dem Konsens liege. Die Bestätigung des Ausblicks runde das positive Bild ab.

Cropenergies hat im zweiten Quartal einen Rekordumsatz erzielt und das operative Ergebnis verdreifacht, für die Aktie geht es darauf um gut 11 Prozent nach oben. "Das Unternehmen ist extrem abhängig vom Preis für Ethanol" gibt ein Händler zu bedenken. Dies habe im zweiten Quartal extrem beflügelt. Den jüngst angehobenen Ausblick hat Cropenergies bestätigt.

Der Stahlhändler Klöckner & Co erwartet nur noch ein operatives Ergebnis von 16 Millionen Euro im dritten Quartal, deutlich unter den prognostizierten 50 bis 100 Millionen. Für das Gesamtgeschäftsjahr erwartet das Unternehmen nun rund 400 statt mehr als 500 Millionen Euro. Oddo BHF hat die Aktie darauf auf "Neutral" abgestuft. Die Aktie bricht um 9 Prozent ein.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.336,97 -0,1% -3,38 -22,4%

Stoxx-50 3.349,40 +0,0% 1,14 -12,3%

DAX 12.202,31 -0,1% -17,94 -23,2%

MDAX 21.977,56 -1,0% -214,74 -37,4%

TecDAX 2.679,95 -0,4% -11,19 -31,6%

SDAX 10.306,67 -1,1% -113,30 -37,2%

FTSE 6.831,93 -0,8% -53,30 -6,8%

CAC 5.823,70 -0,2% -9,50 -18,6%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,37 +0,08 +2,55

US-Zehnjahresrendite 3,94 -0,00 +2,43

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:23 Di, 17:08 % YTD

EUR/USD 0,9691 -0,1% 0,9719 0,9719 -14,8%

EUR/JPY 142,32 +0,6% 142,12 141,59 +8,7%

EUR/CHF 0,9662 -0,1% 0,9677 1,0036 -6,9%

EUR/GBP 0,8779 -0,7% 0,8841 0,8759 +4,5%

USD/JPY 146,87 +0,7% 146,20 145,71 +27,6%

GBP/USD 1,1038 +0,6% 1,0990 1,1097 -18,4%

USD/CNH (Offshore) 7,1863 +0,2% 7,1632 7,1706 +13,1%

Bitcoin

BTC/USD 19.117,43 +0,6% 19.103,18 19.074,83 -58,7%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 88,23 89,35 -1,3% -1,12 +25,4%

Brent/ICE 93,11 94,29 -1,3% -1,18 +26,6%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 157,00 156,78 +0,1% +0,22 +137,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.671,35 1.666,10 +0,3% +5,25 -8,6%

Silber (Spot) 19,14 19,23 -0,4% -0,08 -17,9%

Platin (Spot) 889,93 890,05 -0,0% -0,13 -8,3%

Kupfer-Future 3,44 3,47 -0,9% -0,03 -22,2%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/raz

(END) Dow Jones Newswires

October 12, 2022 10:02 ET (14:02 GMT)

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BASF 42,96 -0,13% BASF
Bayer AG (spons. ADRs) 4,44 -5,13% Bayer AG (spons. ADRs)
Bayer 19,01 0,01% Bayer
Brenntag SE 57,14 0,04% Brenntag SE
Christian Dior S.A. 580,50 -1,11% Christian Dior S.A.
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