14.12.2023 18:10:39

MÄRKTE EUROPA/Gewinnmitnahmen nach EZB - DAX kurz über 17.000

FRANKFURT (Dow Jones)--Deutlich unter ihren Tageshochs sind Europas Börsen am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Die Euphorie über eine taubenhafte US-Notenbank löste sich nach dem EZB-Zinsentscheid wieder in Luft auf. Sie hatte den DAX kurzfristig über die 17.000er-Marke getrieben, bevor deutliche Gewinnmitnahmen einsetzten. Der DAX schloss mit einem Minus von 0,1 Prozent bei 16.752 Zählern. Der Euro-Stoxx-50 rettete dank starker Rohstoffaktien ein Plus von 0,2 Prozent ins Ziel und beendete den Handel bei 4.539 Punkten.

Für einen Paukenschlag am Vorabend hatte die Fed gesorgt: Sie war den Markthoffnungen deutlich entgegengekommen und hat bereits drei Zinssenkungen avisiert. Damit ist der erhoffte Pivot, der obere Wendepunkt der Zinsen, für die USA signalisiert worden.

Eine Hausse-Stimmung zeigte sich aber in allen zinsempfindlichen Branchen wie Immobilien mit Kursgewinnen bis fast 8 Prozent bei Vonovia im DAX. Leidtragende waren unter anderem Versicherer, die sichere Zinserträge für ihre Anlagepapiere wünschen. Hier ging es bis 5,7 Prozent abwärts wie bei Hannover und Münchener Rück.

Der Euro ging seit dem Vorabend um 2 Cent senkrecht nach oben und übersprang die Marke von 1,10 Dollar. Er profitiert vom steigenden Zinsunterschied zwischen Europa und den USA.

Fed sorgt für Paukenschlag - EZB dämpft Zinssenkungshoffnungen

Zum EZB-Entscheid meinte Ulrike Kastens vom Vermögensverwalter DWS, sie habe den Zins unverändert gelassen und betont, die Leitzinsen müssten weiter auf dem derzeitig hohen Niveau bleiben, um das Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen: "Dies kann als eine Absage gegen die aktuell sehr optimistischen Zinssenkungserwartungen des Marktes gewertet werden".

Die US-Notenbank sorgte dagegen für eine "geldpolitische Sensation", meinte Eckhard Schulte von MainSky Asset Management. Die Notenbank habe den Wendepunkt in den Leitzinsen nun offiziell gemacht und die Märkte auf Zinssenkungen um 75 Basispunkte in 2024 eingestellt. Mit "dieser Übererfüllung der Weihnachtswünsche der Investoren war in keinem Fall zu rechnen", so Schulte: Der Aufwärtstrend an den Börsen sollte weiterlaufen.

Rally bei Zinsprofiteuren - Telekom mit Platzierungsorgen

Gewinner und Verlierer der Zinspolitik wiesen massive Ausschläge auf: Die Versicherer stellten als Anleihekäufer mit 1,8 Prozent Minus die Verlierer-Branche. Schwergewichte wie Swiss Re fielen fast 5 Prozent.

Ganz oben bei den Gewinnern standen die Immobilien-Aktien: Der Stoxx-Real-Estate-Index sprang fast 6 Prozent nach oben, bei Unibail-Rodamco ging es 5,5 Prozent höher, bei Aroundtown sogar um 11 Prozent. Darauf folgten die Branchen Bau und Rohstoffe mit um die 3 Prozent Plus.

Auch Aktien mit weit in der Zukunft liegenden Gewinnaussichten profitierten von fallenden Zinsen: So ging es im DAX bei Zalando um 9,4 Prozent höher.

In Rallylaune zeigten sich auch Solar- und andere EEG-Werte. Zum einen gab es Hoffnung, dass sich die Bundesregierung an Förderzusagen hält, dazu sinken mit den Zinsen auch die Finanzierungskosten im Neubau. SMA Solar sprangen über 9 Prozent, Wacker Chemie um 5,4 Prozent, Siemens Energy im DAX um 9,4 Prozent, Meyer Burger in der Schweiz um rund 12 Prozent.

Gesucht waren auch viele andere lange verschmähte Nebenwerte aus dem MDAX: Bei Kion, Evotec, Gerresheimer, Lanxess und anderen standen Gewinne von 6 bis fast 10 Prozent auf dem Kurszettel.

Unter Druck standen Deutsche Telekom (-3,6%) und Deutsche Post (-1,1%). Händler verwiesen auf Platzierungssorgen: Wie der "Spiegel" berichtete, will der Bund Anteile verkaufen, um so die "marode" Bahn zu retten. Bei Aktien wie Airbus und SAP führten Händler verfallsbedingte Gründe für das Kursminus an. Hier dürfte ein Ringen um runde Optionsmarken anstehen.

Starke Nachrichten aus Einzelunternehmen kommen dazu

Vivendi haussierten in Paris um 10 Prozent. Der Mischkonzern prüft eine Abspaltung der TV-Sparte Canal+, des Werbegeschäfts Havas und der Investmentgesellschaft mit der Mehrheitsbeteiligung an der Lagardere-Gruppe. Die Börse betrachtet Einzelteile immer als werthaltiger als ein Konglomerat.

Für Air France-KLM ging es dank neuer Langfristziele um 9 Prozent nach oben. Die Airline hat auf dem Kapitalmarkttag den Ausblick bis 2026 bestätigt und will zwischen 2026 und 2028 eine operative Marge von über 8 Prozent erreichen. Barclays sprach von einem "signifikant positiven operativen Free Cashflow".

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 4.539,16 +8,97 +0,2% +19,7%

Stoxx-50 4.071,85 -2,92 -0,1% +11,5%

Stoxx-600 476,57 +4,11 +0,9% +12,2%

XETRA-DAX 16.752,23 -13,82 -0,1% +20,3%

FTSE-100 London 7.648,98 +100,54 +1,3% +1,3%

CAC-40 Paris 7.575,85 +44,63 +0,6% +17,0%

AEX Amsterdam 789,91 +2,89 +0,4% +14,6%

ATHEX-20 Athen 3.134,44 +1,16 +0,0% +39,2%

BEL-20 Bruessel 3.746,72 +42,71 +1,2% +1,2%

BUX Budapest 60.475,92 +1592,89 +2,7% +38,1%

OMXH-25 Helsinki 4.447,26 +79,62 +1,8% -9,5%

ISE NAT. 30 Istanbul 8.491,12 +355,96 +4,4% +42,8%

OMXC-20 Kopenhagen 2.187,27 +6,74 +0,3% +19,2%

PSI 20 Lissabon 6.456,88 +48,68 +0,8% +13,6%

IBEX-35 Madrid 10.171,70 +75,60 +0,7% +23,6%

FTSE-MIB Mailand 30.359,06 +63,37 +0,2% +27,8%

OBX Oslo 1.195,19 +13,06 +1,1% +9,7%

PX Prag 1.388,53 -9,35 -0,7% +15,5%

OMXS-30 Stockholm 2.365,25 +42,50 +1,8% +15,8%

WIG-20 Warschau 2.312,56 +14,25 +0,6% +29,1%

ATX Wien 3.356,14 +58,29 +1,8% +5,6%

SMI Zuerich 11.209,95 +21,04 +0,2% +4,5%

*bezogen auf Schlusskurs vom Vortag

Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.539,16 +0,2% 8,97 +19,7%

Stoxx-50 4.071,85 -0,1% -2,92 +11,5%

DAX 16.752,23 -0,1% -13,82 +20,3%

MDAX 27.198,24 +2,9% 770,59 +8,3%

TecDAX 3.324,94 +1,3% 42,81 +13,8%

SDAX 13.534,53 +3,5% 460,14 +13,5%

FTSE 7.648,98 +1,3% 100,54 +1,3%

CAC 7.575,85 +0,6% 44,63 +17,0%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,11 -0,06 -0,46

US-Zehnjahresrendite 3,90 -0,12 +0,02

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:17 Mi, 18:25 % YTD

EUR/USD 1,0994 +1,1% 1,0895 1,0792 +2,7%

EUR/JPY 155,76 +0,4% 154,49 156,61 +11,0%

EUR/CHF 0,9502 +0,3% 0,9484 0,9455 -4,0%

EUR/GBP 0,8616 +0,0% 0,8624 0,8614 -2,6%

USD/JPY 141,69 -0,6% 141,81 145,11 +8,1%

GBP/USD 1,2759 +1,1% 1,2634 1,2527 +5,5%

USD/CNH (Offshore) 7,1155 -0,3% 7,1443 7,1829 +2,7%

Bitcoin

BTC/USD 42.685,24 -0,7% 42.816,01 42.066,28 +157,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 72,16 69,47 +3,9% +2,69 -6,0%

Brent/ICE 76,99 74,26 +3,7% +2,73 -5,2%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 34,555 35,70 -3,2% -1,15 -57,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 2.038,12 2.027,73 +0,5% +10,39 +11,8%

Silber (Spot) 24,18 23,83 +1,5% +0,36 +0,9%

Platin (Spot) 962,70 939,00 +2,5% +23,70 -9,9%

Kupfer-Future 3,89 3,79 +2,7% +0,10 +2,0%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/cln

(END) Dow Jones Newswires

December 14, 2023 12:10 ET (17:10 GMT)

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