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02.10.2015 22:45:49

MÄRKTE USA/Börsen trotzen schwachem Arbeitsmarkt

   NEW YORK (Dow Jones)--Enttäuschend ausgefallene US-Arbeitsmarktdaten für September haben die US-Börsen am Freitag nur anfangs belastet. Im Verlauf des Handels wurden sie uminterpretiert und verloren ihren Schrecken. Dow-Jones-Index und Co. machten deutliche Anfangsverluste wieder wett und gingen mit Gewinnen ins Wochenende. Anfangsgewinne am Anleihemarkt verringerten sich im Verlauf wieder und auch der Dollar erholte sich von einem Schwächeanfall.

   Der Dow-Jones-Index beendete den Tag 1,2 Prozent höher mit 16.472 Punkten. Der S&P-500 gewann 1,4 Prozent auf 1.951 Punkte, die Nasdaq-Indizes legten noch etwas deutlicher zu, nachdem sie schon Verluste von über 1 Prozent aufgewiesen hatten. Umgesetzt wurden 1,07 (Donnerstag 0,99) Milliarden Aktien. 2.369 (1.544) Kursgewinnern standen 807 (1.609) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 67 (89) Titel.

   Zur Erklärung des Richtungswechsels waren am Markt verschiedene Versionen zu hören. Zum einen hieß es, Spekulationen hätten gestützt, dass die Zinswende in den USA weiter nach hinten verschoben werden dürfte, Geld also billig und die Liquidität reichlich bleiben werde. Möglicherweise werde die US-Notenbank im Gegenteil sogar wieder expansiv werden müssen, denn die schwachen Arbeitsmarktdaten deckten sich mit den am Donnerstag gemeldeten Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende US-Gewerbe.

   Überdies waren die Lohnzuwächse hinter den Erwartungen zurückgeblieben, was als negatives Zeichen für die Inflationsentwicklung gesehen wird, die weiter unter dem Zielwert der US-Notenbank liegt. Daneben waren am Freitag aber auch neue US-Industrieproduktionsdaten schwächer ausgefallen als erwartet.

   "Wir rechnen mit keiner Zinserhöhung im laufenden Jahr mehr und womöglich bekommen wir sogar noch mehr Quantative Easing von der Fed....", sagte Edward Shill, Chief Investment Officer bei QCI Asset Management. Am Terminmarkt sank die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im Dezember auf nur noch 30 Prozent.

   Zum anderen gab es auch positive Interpretationen des auf den ersten Blick enttäuschenden Stellenzuwachses von lediglich 145.000 statt der erwarteten 200.000 - außerdem war die Zahl der neu geschaffenen Stellen in den Vormonaten deutlich nach unten revidiert worden. Dies könnte auch dem Umstand geschuldet sein, dass die USA angesichts einer Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent der Vollbeschäftigung schon nahe sei, hieß es. "Vielleicht erreichen wir allmählich die Vollbeschäftigung, vielleicht ist die Wirtschaft schon nahe einem angemessenen Gleichgewicht", meinte Matthew Rubin, Investmentstratege bei Neuberger Berman.

   Ähnlich hatte sich erst am Donnerstag der Chef der Notenbank-Filiale von San Francisco, John Williams, geäußert. Ihm würde eine Zahl oberhalb von 100.000 oder 150.000 genügen, denn in den USA herrsche schon fast Vollbeschäftigung, hatte er gesagt. Er rechne mit einer ersten Zinserhöhung seit über neun Jahren noch im laufenden Jahr.

   Zumindest anfangs hatten die Daten bei den meisten Teilnehmern die ohnehin bereits mit Blick auf China schwelenden Konjunktursorgen angefacht. Die Erhöhung der US-Zinsen, die zuletzt für viele überraschend verschoben worden war, dürfte sich damit noch weiter nach hinten verschieben.

   "An diesem hässlichen Job-Bericht gibt es nichts was gefällt und es stellt sich die Frage, ob die Probleme, die am Rohstoffmarkt ihren Anfang genommen haben in Gestalt einbrechender Ölpreise, nun überspringen auf die Konjunktur", kommentiert Phil Orlando, Aktienstratege von Federated Investors. "Die Richtung des Marktes wird nun davon abhängen, wie gut oder schlecht die Quartalsberichte der Unternehmen ausfallen."

   "Die Gegenbewegung dürfte der Erkenntnis geschuldet sein, dass die Fed dieses Jahr die Zinsen nicht mehr anheben wird. Sie ist aber auch nicht allzu bedeutend, da der Markt eh in einer Handelsspanne feststeckt", kommentierte David O'Malley, CEO von Penn Mutual Asset Management die Erholung im Handelsverlauf.

   Mit den Spekulationen um eine mutmaßlich weiter auf sich warten lassende Zinserhöhung gab der Dollar in der Spitze um gut 1 Cent nach auf über 1,13 je Euro. Aber auch er erholte sich wieder und ging zuletzt mit 1,1207 um. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen fiel zunächst kräftig um 12 Basispunkte auf 1,94 Prozent und damit den tiefsten Stand seit fünf Monaten. Aber auch hier entspannte sich die Situation zumindest zum Teil wieder. Am Ende des Tages lag die Zehnjahresrendite bei 1,98 Prozent.

   Der Goldpreis kletterte auf zuletzt 1.138 Dollar je Feinunze von gut 1.113 am Donnerstagabend. Weiter niedrige Zinsen machen das zinslos gehaltene Edelmetall für Anleger attraktiver. Überdies macht der schwächere Dollar das Gold billiger für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum.

   Zu den wenigen Verlierern gehörten Aktien aus dem Finanzsektor. Hier machte sich die Spekulation erst später steigender Zinsen bemerkbar. Der S&P-500-Subindex der Banken fiel um 0,5 Prozent. Unter den Einzelwerten im Dow verloren J.P. Morgan 1 Prozent, wohingegen Goldman Sachs nach Anfangsverlusten 0,6 Prozent zulegten. Bank of America verloren 1,1 Prozent, Citigroup blieben unverändert.

   FedEx gewannen 0,6 Prozent. Sie hatten lange Zeit darunter gelitten, dass einem Bericht des Wall Street Journal zufolge, überraschende Hürden bei der Übernahme von TNT Express in den Niederlanden drohen. Auch T-Mobile US drehten ins Plus und gewannen 1,4 Prozent, obwohl auf das Unternehmen ein Hackerangriff verübt wurde bei dem Namen, Geburtsdaten, Adressen sowie Sozialversicherungsnummern und andere Daten zur Solvenz der Nutzer gestohlen wurden.

   Micron profitieren von den überzeugenden Geschäftszahlen, die das Unternehmen am Vorabend nach Börsenschluss in den USA vorgelegt hat. Die Aktie schnellte um 7,7 Prozent nach oben. Angekündigte Einsparungen in der Größenordnung von 2,5 Milliarden Dollar innerhalb der kommenden sechs Monate verhalfen der Sprint-Aktie zu einem Plus von knapp 5 Prozent. AMD gewannen 5,2 Prozent. Das Unternehmen, dessen Geschäfte nicht mehr gut laufen, hatte den Abbau von 5 Prozent der Arbeitsplätze angekündigt.

   Am Ölmarkt zogen die Preise im Verlauf an, gestützt von einem deutlichen wöchentlichen Rückgang der aktiven Ölförderanlagen in den USA auf ein Fünfjahrestief von 614. Das waren 26 weniger als vor Wochenfrist. Hintergrund der Stilllegungen ist der Preisverfall beim Öl. Den Daten von Baker Hughes zufolge arbeiten damit in den USA mittlerweile 62 Prozent weniger Förderanlagen als zur Spitzenzeit. Zuletzt kostete das Barrel WTI 45,65 Dollar, verglichen mit gut 45 Dollar am späten Donnerstag.

Index Schlussstand Bewegung % Bewegung abs. Dow Jones Industrial 16.472,37 +1,2% +200,36 S&P-500 1.951,36 +1,4% +27,54 Nasdaq-Composite 4.707,78 +1,7% +80,69 Nasdaq-100 4.267,45 +1,8% +74,49

DEVISEN zuletzt +/- % Fr. 8.26 Uhr Do, 18.24 Uhr EUR/USD 1,1213 0,37% 1,1172 1,1196 EUR/JPY 134,58 0,35% 134,11 133,94 EUR/CHF 1,0898 -0,22% 1,0922 1,0923 USD/JPY 120,03 -0,04% 120,08 119,64 GBP/USD 1,5181 0,22% 1,5148 1,5156 Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/DJN/gos

   (END) Dow Jones Newswires

   October 02, 2015 16:14 ET (20:14 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 04 14 PM EDT 10-02-15

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