06.04.2018 22:12:45

MÄRKTE USA/Handelsstreit und Zinssorgen verderben Kauflaune

NEW YORK (Dow Jones)--Nach einer dreitägigen fulminanten Erholung haben die Anleger am Freitag an der Wall Street Kasse gemacht. Einen Anlass lieferte die neuerliche Verschärfung im Handelsstreit zwischen Amerika und China, in dem US-Präsident Donald Trump nachgelegt hat. Gedämpft wurde die Stimmung überdies von einem überraschend geringen Beschäftigungsaufbau im März.

Und schließlich verstärkten sich die Verluste am Nachmittag (Ortszeit), nachdem Fed-Präsident Jerome Powell unter anderem sagte, dass die Inflation im Frühjahr weiter anziehen dürfte. Er hob hervor, dass die Zinsen nicht zu rasch, aber auch nicht zu langsam erhöht werden sollten.

Nach einer wechselhaften Woche standen die Indizes etwas tiefer als am vergangenen Freitagschluss. Der Dow-Jones-Index verlor 2,3 Prozent auf 23.933 Punkte. Der S&P-500 fiel um 2,2 Prozent auf 2.604 Punkte. Der Nasdaq-Composite reduzierte sich um 2,3 Prozent auf 6.915 Punkte. Der Umsatz stieg auf 878 (Donnerstag: 752) Millionen Aktien. Auf 611 (2.148) Kursgewinner kamen an der Nyse 2.338 (790) -verlierer. Unverändert gingen 110 (130) Titel aus dem Handel.

Der US-Präsident hatte am Donnerstagabend (Ortszeit) mitgeteilt, dass er die zuständigen Behörden prüfen lasse, ob weitere Strafzölle von 100 Milliarden Dollar "angemessen" seien. Darauf hat die chinesische Regierung ihrerseits schnell mit einer Kampfansage reagiert. Wenn die USA trotz der chinesischen und internationalen Kritik bei ihrem "Handelsprotektionismus" blieben, sei "China bereit, um jeden Preis bis zum Ende zu gehen", erklärte das chinesische Handelsministerium. Zugleich hat China die Europäische Union zum "gemeinsamen Handeln" aufgefordert.

Dagegen gingen Aussagen von Finanzminister Steven Mnuchin zumindest an den Aktienmärkten weitgehend unter. Er bekundete die Betreitschaft zu Verhandlungen mit China, um einen Handelskrieg abzuwenden. Er sei "vorsichtig optimistisch". Allerdings ergänzte er, Trump sei darauf vorbereitet, die US-Interessen zu verteidigen.

Kenny Polcari, Managing Director beim Broker O'Neil Securities, sagte, die steigende Unsicherheit über das Vorgehen Trumps habe nervöse Anleger dazu gedrängt, vor dem Wochenende Geld aus dem Markt abzuziehen: "Es könnte über das Wochenende noch hässlicher werden." Sollte die Regierung indes die Rhetorik herunterfahren, sei am Montag wahrscheinlich mit einer Rally zu rechnen.

"Payrolls" verfehlen Erwartungen

Mit dem Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für März wurde am Freitag ein stark beachtetes Konjunkturdatum veröffentlicht. Im vergangenen Monat wurden außerhalb der Landwirtschaft 103.000 Stellen geschaffen. Volkswirte hatten mit 178.000 neuen Stellen gerechnet. Die Arbeitslosenquote lag bei 4,1 Prozent und damit über den erwarteten 4,0 Prozent. Wichtiger als die Beschäftigungszahlen ist aber die Lohnentwicklung, denn sie erlaubt Rückschlüsse auf die Inflation. Für die US-Notenbank wiederum ist die Teuerung ein wichtiges Kriterium, an dem sie ihre Geldpolitik ausrichtet. Die Stundenlöhne stiegen im März zum Vormonat um 0,3 Prozent, während Ökonomen den Anstieg auf nur 0,2 Prozent geschätzt hatten.

Vermeintlich sichere Häfen verzeichneten mit der verschärften Rhetorik im Handelsstreit und den enttäuschenden Arbeitsmarktdaten Zulauf. Am Anleihemarkt drückten steigende Notierungen die Rendite zehnjähriger Titel um 6 Basispunkte auf 2,77 Prozent. Der Goldpreis drehte ins Plus und stieg um 0,5 Prozent auf 1.334 Dollar je Feinunze. Das Edelmetall profitierte auch davon, dass die US-Währung nach den Arbeitsmarktdaten etwas zurückkam. Der Euro stieg auf 1,2286 Dollar von Kursen um 1,2230 Dollar vor den Daten.

Am Ölmarkt lastete der Zollstreit auf den Preisen. Wenn es tatsächlich zu einem Handelskrieg käme, könnte die Nachfrage nach Rohstoffen wie Öl stark zurückgehen. Zudem ist die Zahl der aktiven Öl-Bohranlagen in den USA in dieser Woche um 11 gestiegen, so dass die Gesamtzahl von 808 ein Dreijahreshoch erreicht hat. Der schwächere Dollar konnte den Preisrückgang nur vorübergehend abfedern. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verlor zum Settlement 2,3 Prozent und notierte bei 62,06 Dollar. Brentöl fiel um 1,9 Prozent auf 66,98 Dollar.

Enttäuschende Medikamentenstudie belastet Merck und Incyte

Im Dow wurden erneut Aktien von Unternehmen verkauft, die als Opfer eines möglichen Handelskriegs gesehen werden. So verloren Boeing 3,1 Prozent und Caterpillar 3,5 Prozent.

Die Aktien der Pharma-Unternehmen Merck & Co und Incyte gerieten unter Druck, nachdem die Phase-3-Studie einer Kombinationstherapie aus dem Merck-Mittel Keytruda und dem von Incyte entwickelten Epacadostat bei Patienten mit metastasierendem Melanom nicht die primären Endziele erreicht hat. Merck verloren 2,1 Prozent. Incyte büßten fast 23 Prozent ein.

Härter noch traf es die Aktie des Incyte-Wettbewerbers Newlink Genetics, die um knapp 43 Prozent abstürzte. Newlink entwickelt mit Indoximod ein Mittel, das wie Epacadostat zur Gruppe der IDO-Inhibitoren gehört. Diese sollen ein Enzym blockieren, mit dessen Hilfe sich Tumorzellen gegen die Vernichtung durch das körpereigene Immunsystem der Patienten wehren. Wie Incyte hat auch Newlink sein Präparat in Kombination mit Keytruda an Patienten mit Melanomen getestet. Im Gegensatz zu Incyte hat Newlink aber nicht mehr viel in seiner Entwicklungs-Pipeline.

Netflix verloren 1,7 Prozent. Hier belasteten Pläne des Streaminganbieters, das Unternehmen Regency Outdoor Advertising zu kaufen. Netflix biete 300 Millionen Dollar für den Spezialisten für Außenwerbung, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Aktien der Bezahldienstleister Paypal und Square gerieten unter Druck. Amazon spielt offenbar mit dem Gedanken, ihren Sprachassistenten Alexa für Bezahlvorgänge tauglich zu machen. Paypal fielen um 4 Prozent und Square um 4,5 Prozent.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 23.932,76 -2,34 -572,46 -3,18

S&P-500 2.604,46 -2,19 -58,38 -2,59

Nasdaq-Comp. 6.915,11 -2,28 -161,44 0,17

Nasdaq-100 6.433,21 -2,45 -161,63 0,58

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,27 -3,6 2,30 106,4

5 Jahre 2,59 -5,1 2,64 66,5

7 Jahre 2,71 -5,6 2,76 46,0

10 Jahre 2,77 -5,7 2,83 32,9

30 Jahre 3,02 -5,3 3,07 -4,7

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:28 Do, 17:10 % YTD

EUR/USD 1,2286 +0,38% 1,2233 1,2231 +2,3%

EUR/JPY 131,30 -0,12% 131,31 131,38 -2,9%

EUR/CHF 1,1777 -0,11% 1,1780 1,1783 +0,6%

EUR/GBP 0,8719 -0,24% 0,8743 1,1442 -1,9%

USD/JPY 106,88 -0,50% 107,34 107,41 -5,1%

GBP/USD 1,4090 +0,62% 1,3992 1,3994 +4,3%

Bitcoin

BTC/USD 6.631,34 -1,7% 6.695,06 6.799,87 -51,4%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 61,96 63,54 -2,5% -1,58 +2,8%

Brent/ICE 67,07 68,33 -1,8% -1,26 +2,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.333,68 1.326,59 +0,5% +7,09 +2,4%

Silber (Spot) 16,38 16,39 -0,1% -0,02 -3,3%

Platin (Spot) 915,60 912,50 +0,3% +3,10 -1,5%

Kupfer-Future 3,04 3,07 -1,1% -0,03 -8,3%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/raz

(END) Dow Jones Newswires

April 06, 2018 16:12 ET (20:12 GMT)

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