04.01.2016 15:33:47

MÄRKTE USA/Wall Street droht schwächster Jahresauftakt seit 2008

   Von Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street dürfte im neuen Jahr dort weitermachen, wo sie im alten aufgehört hat - mit Verlusten. Doch diesmal gibt es handfeste Gründe für die zu erwartenden Verluste am ersten Handelstag 2016. Zwar sind die Sorgen um die Konjunkturentwicklung in China auch nicht wirklich neu, allerdings werden diese Befürchtungen durch frische Daten unterfüttert, die einmal mehr zeigen, wie schwach sich die Konjunktur in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde derzeit präsentiert. In China ist der Caixin-Einkaufsmanagerindex für das Produktionsgewerbe im Dezember gefallen. Der bereits am Freitag veröffentlichte offizielle Einkaufsmanagerindex war zwar leicht gestiegen, verfehlte jedoch die Erwartungen. Beide Indizes lagen unter der Expansionsschwelle und signalisieren damit ein Schrumpfen der Wirtschaft.

   Verstärkt werden die Sorgen durch die Abwärtsfahrt des Renminbi. Chinas Notenbank hat den Referenzkurs des Yuan zum Dollar so niedrig fest wie zuletzt 2011 festgelegt. Vor diesem Hintergrund werden an der Wall Street böse Erinnerungen an das Jahr 2008 wach, als die Kurse letztmalig einen so schwachen Jahresstart hingelegt hatten, wie er sich nun am Terminmarkt mit minus 1,8 Prozent abzeichnet. "Die Schlappe in China setzt die Märkte weltweit unter Druck", heißt es bei Investec. An der chinesischen Leitbörse in Schanghai brachen die Kurse um knapp 7 Prozent ein, weshalb der Handel gemäß neuer Regeln vorzeitig eingestellt wurde. Damit drohen am Dienstag weitere Verluste.

   Händler verweisen auf den Umstand, dass in China nicht nur Konjunktursorgen gespielt worden seien. Auch rein chinesische Faktoren wie das Auslaufen von Haltefristen bei Großaktionären hätten ihren Teil zum Absturz beigetragen. Insofern seien die Verluste nicht eins zu eins auf den US-Markt übertragbar.

   Als Belastungsfaktor für den Aktienmarkt werden aber auch die Spannungen zwischen den wichtigen Ölförderländern Saudi-Arabien und Iran genannt. Sollten die Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten, wie in weiten Teilen der Region Nahost zu beobachten, die beiden Staaten voll erfassen, wäre dies ein schwerer Schlag für die globale Ölversorgung, heißt es mahnend im Handel. Zwar stützen die politischen Auseinandersetzungen den Ölpreis, doch am breiten Markt hilft das den Kursen wenig.

   Am Ölmarkt steigen die Preise angesichts der Eskalation zwischen Saudi-Arabien und Iran. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuert sich um 1,8 Prozent auf 37,68 US-Dollar, der Preis für europäisches Referenzöl der Sorte Brent zieht etwas deutlicher an - es wird stärker global gehandelt. Damit kommen beide Rohölsorten aber schon wieder recht deutlich von ihren Tageshochs zurück. Händler verweisen auf die schwachen Konjunkturaussichten in China. "Jegliche Konfrontation dieser beiden wichtigen Ölförderer und mögliche Unterbrechungen auf der Angebotsseite werden immer für eine Art psychologische Reaktion am Ölmarkt sorgen", sagt Energieanalyst Gao Jian von SCI International.

   Angesichts der an den globalen Finanzmärkten zu beobachtenden steigenden Risikoscheu sind die vermeintlich sicheren Anlagehäfen Renten, Gold und Yen bzw. Dollar gesucht. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fällt um 4 Basispunkte auf 2,23 Prozent. Der Preis für die Feinunze Gold klettert auf 1.077 Dollar nach zuletzt 1.060 Dollar vor der Jahreswende. Der Dollar fällt zum Yen, der als typische Fluchtwährung in unsicheren Zeiten gesucht ist, und steigt zum Euro. Letzterer fällt auf 1,0863 Dollar nach einem Tageshoch bei 1,0947.

   Am Aktienmarkt steigen Baxalta vorbörslich um 3,6 Prozent. Am Mark machen Spekulationen die Runde, der irische Pharmakonzern Shire stehe kurz vor Abschluss einer Übernahme seines US-Wettbewerbers und habe sein Gebot erhöht. Tesla fallen dagegen um 4,3 Prozent. Zwar hat der Elektroautobauer in den letzten drei Monaten 2015 bei den Auslieferungen einen Quartalsrekord verbucht. Bei den eigenen Prognosen erreichte der Konzern damit aber nur den unteren Rande der zuvor genannten Spanne. Acadia Healthcare zeigen sich bislang inaktiv. Das Unternehmen übernimmt das britische Branchenunternehmen Priory Group für 1,887 Milliarden US-Dollar.

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