22.05.2009 17:13:00
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Magna Favorit im Kampf um Opel
Die drei Konzepte von Magna, Fiat und dem US-Finanzinvestor Ripplewood liegen vor. Bei der Entscheidung sieht die Bundesregierung vor allem die US-Regierung und die von Insolvenz bedrohte Opel-Mutter GM am Zug. Die entscheidende Frage über den Verkauf von GM-Europe und Opel sowie über ein Modell zur Eigenständigkeit müsse in den USA beantwortet werden, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin.
BUNDESREGIERUNG NICHT FESTGELEGT
Zu Medienberichten, wonach die Bundesregierung bereits eine Präferenz für den kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna haben soll, sagte Steg, man wolle sich nicht an Spekulationen beteiligen. "Ich glaube, es ist nicht die Situation, um jetzt zu schwadronieren und zum falschen Zeitpunkt Festlegungen zu treffen", sagte er. Mit dem Ranking der Konzepte wollten sich die politisch Verantwortlichen am Freitagnachmittag beschäftigen. Nach einer Spitzenrunde der Bundesregierung war ein Treffen mit den Ministerpräsidenten der vier Bundesländer mit Opel-Standorten geplant.
Hessens Ministerpräsident Koch drückte dagegen aufs Tempo: Dem Deutschlandfunk sagte er, das Angebot von Magna erfülle am ehesten die Hoffnungen der Arbeitnehmer. Die Fiat-Offerte sei dagegen weit von dem entfernt, was man sich erhofft habe.
MAGNA WILL DEUTSCHE STANDORTE ERHALTEN
Magna International will für den Fall einer Opel-Übernahme alle deutschen Standorte des Autobauers erhalten. Auch die Zentrale in Rüsselsheim und die dortige Entwicklungsabteilung sollen erhalten bleiben, sagte Geschäftsführer Siegfried Wolf in Berlin. Unternehmenssprecher Daniel Witzani bestätigte, der dem Bundeswirtschaftsministerium vorgelegte Plan sehe eine Beteiligung von jeweils 35 Prozent für die Opel-Mutter General Motors (GM) und die russischen Magna-Partner, den Autobauer Gaz und die Sberbank, vor. Magna selbst wolle eine 20-prozentige Beteiligung, zehn Prozent würde die Opel-Belegschaft halten. Der Autoexperte Willi Diez bezeichnete die Zusage, keine Werke schließen zu wollen, im Gespräch mit dem "Hamburger Abendblatt" (Samstag) dagegen als unrealistisch.
Um Stellenstreichungen wird Opel wohl in keinem Fall herumkommen: Magna-International-Geschäftsführer Siegfried Wolf kündigte an, bei der Verwirklichung der Magna-Pläne würden "deutlich weniger als 18.000 Arbeitsplätze" bei Opel abgebaut. Wie viele es genau sein würden, lasse sich noch nicht sagen. Magna könne aber keine Garantie für die Opel/Vauxhall-Werke in England sowie in Antwerpen abgeben. Für diese Standorte werde man versuchen, "andere europäische Autobauer zu gewinnen", sagte Witzani. Insgesamt erwartet der Konzern Staatsgarantien zur Absicherung des Betriebs bei Opel in Höhe von etwa vier bis fünf Milliarden Euro. Das Magna-Konsortium selbst will nach Angaben von Wolf bis zu 700 Millionen Euro investieren.
FIAT ERWÄGT STELLENSTREICHUNGEN
Fiat widersprach unterdessen Medienberichten, wonach im Falle eines Einstiegs bei Opel rund 18.000 Stellen gestrichen werden sollen - auch in Fiat-Werken. Tatsächlich sollten bei einem Fiat-Einstieg europaweit etwa 10.000 Arbeitsplätze wegfallen, teilte der Konzern in Turin mit. Das Fiat-Konzept sehe "eine über einen längeren Zeitraum gestreckte Reduktion von Arbeitsplätzen von insgesamt 10.000 Stellen in ganz Europa vor." Opel beschäftigt in vier deutschen Werken rund 25.000 Menschen.
Steg erinnerte daran, nach welchen Kriterien die Bundesregierung die vorgelegten Rettungspläne für Opel bewertet: Das Konzept müsse tragfähig sein, um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu gewährleisten. Es müsse möglichst viele Arbeitsplätze und möglichst alle vier deutschen Standorte sichern. Zudem müsse auch ein "sorgsamer Umgang mit Steuermitteln" gewährleistet sein. Die Bundesregierung stellt einem Opel-Investor Staatshilfen in Aussicht.
INTERESSE VON CHINESEN UNKLAR
Zu einem Medienbericht, wonach ein chinesischer Hersteller GM signalisiert haben soll, ein viertes Angebot für Opel abgeben zu wollen, sagte Steg: "Mir ist von einer solchen Bekundung nichts bekannt." Laut der "Financial Times" handelt es sich um den Autobauer Beijing Automotive Industry Corporation (BAIC).
Angesichts der drohenden Insolvenz von GM wollen Opel-Mitarbeiter die Liquidität des deutschen Autobauers durch Lohnverzicht sichern. Die Belegschaft im Stammwerk Rüsselsheim und im Testzentrum im =hessischen Rodgau-Dudenhofen werde im Mai und Juni jeweils 1,5 Tage arbeiten, ohne dafür Geld zu erhalten, sagte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz und bestätigte einen Bericht des Magazins "auto motor und sport" (Freitag). "Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass GM kommende Woche in die Insolvenz geht und dass das enorme Auswirkungen auf Zulieferer haben kann, die auf Vorkasse bestehen", sagte Franz der Deutschen Presse-Agentur dpa in Frankfurt.
GM ERZIELT EINIGUNG MIT US-GEWERKSCHAFT
Der GM-Konzern hat unterdessen mit der Autogewerkschaft UAW eine vorläufige Einigung zu milliardenschweren Forderungen erzielt. GM steht bei den Gewerkschaften mit rund 20 Milliarden Dollar (14,4 Mrd Euro) für den Gesundheitsfonds der Betriebsrentner in der Pflicht. Diese Summe will GM halbieren und weitere Zugeständnisse bei den Lohnkosten erreichen. Im Gegenzug hat der Autobauer der UAW einen Anteil von 39 Prozent am Konzern angeboten, der Staat soll nach bisherigen Plänen 51 Prozent bekommen. Ein Ultimatum von US-Präsident Barack Obama für GM läuft Ende Mai ab. Kann der Konzern bis dahin keinen tragfähigen Rettungsplan vorlegen, droht die Insolvenz./tst/DP/dct
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