GameStop-Nachfolger? |
16.06.2023 22:21:00
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Nikola-Aktie dreht in die Verlustzone: Trotz prekärer Finanzlage - Totgeglaubte Nikola-Aktie legt an der NASDAQ Rally hin
• Massiver Kursanstieg in einer Woche
• Erinnerungen an Meme-Aktien werden wach
Der Wasserstoff-Lkw-Bauer Nikola befindet sich seit geraumer Zeit in Turbulenzen. Das Geschäft ist hochdefizitär, wie ein Blick in die jüngste Quartalsbilanz zeigt: Im abgelaufenen Geschäftsquartal fuhr Nikola bei schwachen Erlösen von 11,1 Millionen US-Dollar einen Verlust von 169 Millionen US-Dollar ein und ist damit noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Hinzu kamen Hiobsbotschaften von anderer Seite: Dem Konzern droht ein Delisting von der US-Börse NASDAQ, weil Nikola die Mindestanforderungen an den Angebotspreis nicht erfüllt. Der Grund ist ein massiver Absturz der Nikola-Aktie - allein im Jahr 2022 verlor der Anteilsschein 78,12 Prozent an Wert und rutschte unter die Marke von einem Dollar. Mehr als 30 aufeinanderfolgende Geschäftstage schloss die Nikola-Aktie unter der magischen 1-Dollar-Marke, womit die Mindestanforderungen für einen Verbleib an der NASDAQ verfehlt wurden.
Nikola-Aktie an der NASDAQ mit plötzlicher Erholungsrally
Bis zum 20. November hat Nikola nun Zeit, den Börsenexit abzuwenden, und ein Blick auf die Aktienkursentwicklung der vergangenen Tage zeigt: Akute Gefahr für einen Rauswurf von der Techbörse scheint aktuell nicht mehr zu bestehen. Denn die Nikola-Aktie legte zuletzt eine massive Rally aufs Parkett: Innerhalb einer Handelswoche zog der Aktienkurs um 150 Prozent an, allein am Donnerstag schoss die Aktie um 29,63 Prozent in die Höhe und schloss bei 1,40 US-Dollar. Am Freitag verlor die Nikola-Aktie an der NASDAQ nach zwischenzeitlich deutlichen Gewinnen letztlich 15 Prozent auf 1,19 US-Dollar.
Die Gründe für die plötzliche Kurserholung sind zunächst nicht eindeutig, denn an der prekären Finanzlage von Nikola hat sich in den letzten Tagen nichts geändert. Noch immer braucht der Wasserstoff-Lastwagenbauer dringend frisches Kapital, auch wenn sich die Chancen dafür nach der jüngsten Kursrally leicht verbessert haben dürften.
Erst Ende Mai hatte Nikola an seine Aktionäre appelliert, im Rahmen der auf den 6. Juli verschobenen Hauptversammlung einer Kapitalerhöhung zuzustimmen. Diese Abstimmung steht noch aus. Doch es mehren sich Spekulationen am Markt, dass bei Nikola ein Reverse Split die Wende bringen könnte: Bei einer solchen Kapitalmaßnahme legt eine Aktiengesellschaft Aktien zusammen statt neue auszugeben - dadurch wird die Zahl der Aktien verringert, der Börsenkurs steigt. Ein höherer Aktienkurs wiederum könnte bei der Kapitalbeschaffung von Nutzen sein und zeitgleich den Druck eines drohenden Delistings etwas verringern.
Da etwaige Kapitalmaßnahmen bislang noch nicht beschlossen sind, könnte auch die allgemein positive Stimmung im Sektor den Aktienkurs gestützt haben. Denn nicht nur die Nikola-Aktie hat in den vergangenen Tagen kräftig zugelegt, auch andere Branchenvertreter wie Ballard Power und Plug Power zeigten sich deutlich erholt, wenn auch in geringerem Ausmaß als Nikola.
Erinnerungen an GameStop werden wach
Auffällig im Zusammenhang mit der Nikola-Rally ist aber auch das extrem hohe Handelsvolumen - dieses lag bei einem Vielfachen des üblichen Tagesdurchschnitts. Die Shortquote ist dabei extrem hoch und liegt "Seeking Alpha" zufolge bei 20,6 Prozent.
Diese Ausgangslage lässt Erinnerungen an den Meme-Aktien-Hype um GameStop & Co. wach werden: 2021 hatten sich Retail-Investoren und Hedgefonds an der Börse ein Kräftemessen geliefert. Verabredete Aktienkäufe hatten die GameStop-Aktie massiv steigen lassen und insbesondere institutionelle Investoren, die auf fallende Kurse gesetzt hatten, unter Druck gebracht. Diese sahen sich gezwungen, ihre offenen Leerverkaufspositionen glatt zu stellen und GameStop-Aktien zu kaufen, was den Kurs zusätzlich angetrieben hatte.
Auch bei Nikola könnte angesichts der hohen Shortquote ein solches Szenario denkbar sein - vor diesem Hintergrund könnte sich der Kursanstieg der Nikola-Aktie zumindest kurzfristig fortsetzen. So lange die grundsätzlichen Probleme des Unternehmens und insbesondere die fehlende Kapitalausstattung aber nicht behoben sind, ist wenig wahrscheinlich, dass der Kursanstieg nachhaltig ist.
Redaktion finanzen.at
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