10.04.2011 14:29:38

Nyse-Fusion: Börsen-Betriebsrat warnt Vorstand vor Alleingang

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Betriebsrat der Deutschen Börse hat den Konzernvorstand davor gewarnt, das Übernahmeangebot für die New York Stock Exchange (NYSE Euronext ) im Alleingang aufzustocken. "Wenn es zu einer Änderung kommt, dann muss das in jedem Fall über den Aufsichtsrat gehen. Wenn das nicht der Fall ist, müssen wir rechtliche Schritte prüfen", sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Johannes Witt am Samstag der dpa in Frankfurt. Das Mitglied im Kontrollgremium der Deutschen Börse AG bestätigte damit einen Bericht der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag".

 

    Bei einer Übernahme schreibe das Aktiengesetz vor, dass der Aufsichtsrat bei jeder Änderung des Angebots eingebunden werde. Bisher habe der Vorstand seine Entscheidungen aber am Aufsichtsgremium vorbei getroffen. "Die ganze Vorgehensweise des Vorstands bei den Fusionsgesprächen hat gegen alles verstoßen, was im Gesetz steht", schimpfte Witt. "Da muss man sehr hellhörig und sensibel sein." Sonst drohe die Gefahr, dass die Aufpasser am Ende vor vollendete Tatsachen gestellt würden.

 

    Deutsche Börse (Deutsche Boerse) und NYSE Euronext hatten Mitte Februar ihren Zusammenschluss angekündigt. Die Aktionäre der nach Börsenwert gewichtigeren Frankfurter sollten nach den Plänen 60 Prozent am neuen gemeinsamen Unternehmen halten.

 

    Doch am 1. April funkte die nach Marktkapitalisierung deutlich kleinere Nasdaq OMX dazwischen und kündigte gemeinsam mit der Rohstoffbörse IntercontinentalExchange (ICE) ein Übernahmeangebot für die NYSE an. Eigenen Angaben zufolge liegt es um knapp 20 Prozent über der Offerte der Frankfurter. Trotz der neuen Lage habe der Vorstand den Aufsichtsrat seither nicht kontaktiert, sagte Witt. Von Nachbesserungen sei ihm zwar bisher nichts bekannt: "Aber meine Erfahrung sagt mir, dass das nicht ausgeschlossen ist."

 

    Witt hatte die Fusion von Anfang an aus Sorge um Arbeitsplatzverluste in Frankfurt und um eine US-Dominanz im künftigen Konzern abgelehnt. Nach der Gegenofferte der Nasdaq hatte er Börsen-Chef Reto Francioni ermahnt, nicht in einen Bieterkampf einzusteigen: "Für die Deutsche Börse wird das Geschäft in jedem Fall unattraktiver. Daher ist es die Frage, ob man Übernahme weiter betreiben sollte. Man weiß nicht, wo das Ende der Fahnenstange ist."/hqs/DP/he

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