02.07.2014 19:01:48

ROUNDUP 2: Neuer Mobilfunkriese - Telefónica darf E-Plus übernehmen

(neu: Reaktion Vodafone im 6. Absatz)

BRÜSSEL/MÜNCHEN (dpa-AFX) - In Deutschland entsteht ein neuer Mobilfunkriese. Die EU-Kommission hat Telefónica Deutschland mit der Marke O2 die milliardenschwere Übernahme von E-Plus erlaubt. Allerdings muss Telefónica eine Reihe von Auflagen erfüllen und Netzkapazitäten abtreten. Mit mehr als 44 Millionen Kunden bilden die bisherige Nummer drei und vier einen neuen Marktführer in der Bundesrepublik. Als Konkurrenz bleiben künftig nur die Deutsche Telekom und Vodafone. Telefónica Deutschland lässt sich den Deal über acht Milliarden Euro kosten.

Für die Genehmigung muss Telefónica bis zu 30 Prozent seiner Netzkapazitäten an Konkurrenten abtreten, teilte die EU-Behörde mit. Telefónica hat nach eigenen Angaben bereits mit dem Mobilfunkanbieter Drillisch einen Vertrag unterzeichnet. Die Wettbewerber erhalten so Zugang zu den Netzen. Telefónica muss zudem Mobilfunkfrequenzen und Vermögenswerte verkaufen sowie Dienstleistungen rund um superschnelle Netze (4G) für Großkunden allen Interessenten anbieten.

KLEINERE KONKURRENTEN GESTÄRKT

Der EU-Kommission war es vor allem wichtig, dass kleinere Konkurrenten stärker werden. Sie verweist in ihrer Mitteilung ausdrücklich auf virtuelle Netzbetreiber und Diensteanbieter wie Freenet, 1&1 oder Drillisch.

Mit den Auflagen wollen die obersten EU-Wettbewerbshüter verhindern, dass die Preise für die Kunden steigen. "Zusammenschlüsse auf nationaler Ebene dürfen nicht auf Kosten der Verbraucher gehen", sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. "Sie müssen zwischen verschiedenen Handy-Anbietern wählen können."

EU-KOMMISSION ZOG FALL AN SICH

Das Bundeskartellamt hatte vor Preissteigerungen gewarnt. Präsident Andreas Mundt sagte auch nach der Brüsseler Entscheidung: "Die Auswirkungen auf Preise und Investitionen bleiben abzuwarten." Zunächst wollte das Bundeskartellamt in der Sache entscheiden, doch die EU-Kommission hatte den Fall an sich gezogen.

Der Deutschland-Chef der Deutschen Telekom, Niek Jan van Damme, nannte die Auflagen für den Deal unzureichend. Die Fusion erzeuge ein "massives Ungleichgewicht bei Frequenzen". Es sei ein falsches Signal, Anbieter ohne eigene Netze zu stärken. Der Fokus sollte darauf liegen, den Netzausbau voranzutreiben, betonte der Manager. Vodafone erklärte, es sei wichtig, dass Investitionen in den Breitbandausbau nicht gefährdet würden und dass es Vorteile für Privat- sowie für Geschäftskunden gebe.

'WICHTIGER MEILENSTEIN'

Telefónica Deutschland begrüßte die Entscheidung als "wichtigen Meilenstein" auf dem Weg der Übernahme. "Sie (...) fördert Investitionen in das Geschäft mit mobilen Daten", sagte Vorstand Markus Haas in München. O2 und E-Plus erhoffen sich rund fünf Milliarden Euro an Einsparungen von dem Zusammenschluss. Die Übernahme soll im dritten Quartal abgeschlossen werden. Beim Umsatz kommen die Unternehmen mit rund 10 000 Beschäftigten gemeinsam auf ein Volumen von 5,8 Milliarden Euro.

Die Fusion hat auch personelle Folgen. Der bisherige E-Plus-Chef Thorsten Dirks wird nach der Übernahme durch Telefónica Deutschland an die Spitze des gemeinsamen Konzerns rücken. Dirks werde nach dem Abschluss des Geschäfts seinen Posten in München antreten, wo der Sitz des Konzerns bleibe, teilte Telefónica Deutschland mit./mt/ls/sbr/DP/jha

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