08.11.2012 13:50:32

ROUNDUP 2: Siemens muss 'Ärmel hochkrempeln' und sechs Milliarden sparen

    BERLIN (dpa-AFX) - Siemens hat sich nach einem Gewinneinbruch im abgelaufenen Geschäftsjahr ein unerwartet hartes Sparprogramm auferlegt. Sechs Milliarden Euro sollen bis 2014 eingespart werden. Der Konzern will damit seine Gewinne wieder aufpäppeln und sich in der Krise wetterfest machen. "Die Mannschaft muss die Ärmel hochkrempeln", sagte Vorstandschef Peter Löscher am Donnerstag in Berlin. Er gab weiterhin nicht preis, wie viele Jobs das kosten wird. Es werde sich aber auf die Arbeitsplätze auswirken.

 

    Siemens spürt seit einiger Zeit Gegenwind und erwartet auch für 2013 keine Besserung. Zudem kämpfen die Münchner mit hausgemachten Problemen. Im vergangenen Jahr schaffte der Konzern mit Ach und Krach sein bereits gekapptes operatives Gewinnziel von 5,2 Milliarden Euro. Dabei half ein operativ im Großen und Ganzen rundes Schlussquartal. Der Überschuss im Gesamtjahr  (Ende September) brach aber um 27 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro ein. An der Börse lag die Aktie am Nachmittag mit einem Plus von 3,70 Prozent auf 81,77 Euro an der Dax(DAX)-Spitze. Analysten lobten das überraschend hohe Sparziel.

 

ZU VIEL ZU SCHNELL GEWOLLT

 

    Nachdem Löscher angesichts der trüben Aussichten den Sparkurs im Sommer grundsätzlich angekündigt hatte, folgten nun die Details. Bis 2014 soll die Ergebnismarge der Sektoren mindestens zwölf Prozent erreichen. Im vergangenen Jahr lag sie bei 9,5 Prozent. Damit die Kennzahl steigt, zieht der Vorstand überall im Konzern die Zügel an und gibt sich auch selbstkritisch: Siemens habe zu viel zu schnell gewollt.

 

    Der größte Batzen soll nun mit drei Milliarden Euro rund um den Einkauf eingespart werden. Entwickler und Einkäufer sollen sich enger absprechen und schon bei der Konstruktion stärker auf die Kosten schauen. Eine weitere Milliarde soll durch eine "verbesserte globale Auslastung und Präsenz" gespart werden und schlankere Abläufe im Konzern sollen nochmals eine Milliarde bringen. Die Bürokratie hatte bei Siemens überhand genommen.

 

ZUKAUF FÜR 680 MILLIONEN EURO

 

    Zum Strategieschwenk sollen nun auch wieder größere Akquisitionen gehören, gleichzeitig stehen unrentable Geschäfte aber auf der Verkaufsliste. Neben der Solarsparte soll auch das Geschäft mit der Abwasserreinigung aufgegeben werden, kündigte Löscher an. Zugleich kauft Siemens für rund 680 Millionen Euro das belgische Softwareunternehmen LMS International, mit dem die Industriesoftware gestärkt werden soll. Für Übernahmen hält Siemens ein Milliardenbudget vor.

 

    Die teuren Anschlussprobleme bei Windparks in der Nordsee brachten im vergangenen Jahr Abschreibungen von rund 600 Millionen Euro und zwangen den Vorstand, das Gewinnziel zu kappen. Siemens hatte sich übernommen und die technische Seite unterschätzt. Insgesamt beliefen sich die Sonderlasten und Abschreibungen 2011/2012 auf 1,2 Milliarden Euro. Darunter auch mehrere hundert Millionen für alte Iran-Aufträge, die wegen Sanktionen gegen das Land wegfallen und Kosten verursachen.

 

AUSBLICK

 

    Im Geschäftsjahr 2012/2013 (Ende September) sollen die Bestellungen nach einem Einbruch von zehn Prozent im Vorjahr wieder zwischen 3 und 5 Prozent klettern. Beim Umsatz wird sich aber eben diese Schwäche aus dem Vorjahr bemerkbar machen. Eine harte Zahl für das Umsatzziel gab es nicht, der Umsatz solle sich dem Niveau des vergangenen Jahres von 78,3 Milliarden Euro "annähern", hieß es lediglich. Die Marke von 100 Milliarden Euro Umsatz, die Löscher als "Anspruchsziel" bekräftigte, ist damit noch weit entfernt.

 

    Der Gewinn aus fortgeführten Geschäften soll 2013 zwischen 4,5 und 5,0 Milliarden Euro herauskommen. Darin enthalten sind Kosten von einer Milliarde Euro für das Sparprogramm. 2014 soll es nochmal bis zu einer halben Milliarde kosten. Das Gewinnziel ist wegen Änderungen in der Rechnungslegung nicht mit den 5,2 Milliarden Euro aus dem vergangenen Jahr vergleichbar. Mit diesem Effekt hätte es stattdessen rund 4,9 Milliarden Euro betragen. Seinen Aktionären will Siemens eine unveränderte Dividende von 3,0 Euro je Aktie vorschlagen.

 

KONKURRENZ

 

    Internationale Siemens-Konkurrenten wie General Electric (General Electric (GE)) (GE) oder etwa die niederländische Philips spüren zwar auch das Abflauen der Weltwirtschaft, kommen aber mit dem raueren Umfeld teils besser zurecht. Philips steckt bereits seit einiger Zeit in einem Umbau und erntet dessen Früchte. Die US-amerikanische GE ist stärker in ihrem Heimatmarkt verankert als die Deutschen und weniger abhängig von der Lage in Europa./stb/kja/stk

 

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