09.12.2022 09:00:38

ROUNDUP: Carl Zeiss Meditec erwartet gedämpften Start ins neue Geschäftsjahr

JENA (dpa-AFX) - Die weitflächige Lockdown-Situation in China, ein schwächerer Produktmix sowie steigende Kosten dürften den Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec zu Beginn des neuen Geschäftsjahres belasten. Im laufenden Geschäftsquartal werde die operative Marge deutlich hinter dem Vorjahreswert zurückbleiben, wie das im MDAX notierte Unternehmen am Freitag in Jena mitteilte. Im Gesamtjahr 2022/23 (30. September) werde die Marge zwischen 19 und 21 Prozent erwartet und damit wahrscheinlich unter dem Vorjahreswert liegen. Analysten hatten bisher mit einer leicht anziehenden Marge gerechnet.

Vorbörslich verlor die Carl-Zeiss-Meditec-Aktie auf der Handelsplattform Tradegate zuletzt rund fast drei Prozent im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs. Der doch recht vage Ausblick des Medizintechnikunternehmens könne enttäuschen, schreibt die UBS in einer ersten Stellungnahme. Ein anderer Experte bewertet die Unternehmensprognose für das erste Geschäftsquartal als "mau".

Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte Carl Zeiss Meditec den Umsatz auf den Rekordwert von 1,9 Milliarden Euro, ein Plus von 15,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der schwache Euro gab hierbei etwas Rückenwind. Im neuen Geschäftsjahr soll der Umsatz mindestens so stark wie der Markt wachsen. Die Region Asien/Pazifik mit den Zugpferden China und Indien ist dabei der wichtigste Absatzmarkt für Carl Zeiss Meditec, hier ist der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um ein Viertel gestiegen.

Wegen der Lockdowns in China fallen Augenbehandlungen jedoch immer wieder aus. "In den fast drei Jahren der Pandemie haben wir Erfahrungen gesammelt und wissen, dass die Prozeduren im Regelfall später nachgeholt werden. Von daher bleiben wir für China grundsätzlich weiter optimistisch", sagte der seit Jahresbeginn amtierende Konzernchef Markus Weber der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Carl Zeiss Meditec produziert unter anderem künstliche Linsen, mit denen die Augenkrankheit Grauer Star behandelt wird, sowie OP-Mikroskope und Laser.

Der Löwenanteil des Geschäfts kam mit 1,47 Milliarden Euro aus der Sparte Ophthalmic Devices mit Geräten für die Augenheilkunde, die um 17 Prozent wuchs. In diesem Segment bietet Carl Zeiss Meditec unter anderem Produkte zur Diagnose und Behandlung von Augenkrankheiten. Im zweiten Geschäftsbereich Microsurgery hat das Unternehmen Visualisierungslösungen für minimalinvasive chirurgische Behandlungen im Programm. Hier setzte sich die Umsatzerholung fort, ein Plus von 10,9 Prozent auf 434 Millionen Euro übertraf den Angaben zufolge das Marktwachstum.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg im Geschäftsjahr 2021/22 um rund sechs Prozent auf rund 397 Millionen Euro. Ein hoher Anteil wiederkehrender Umsätze wirkte sich positiv aus. Die operative Marge lag bei 20,9 Prozent, im Vorjahr waren es noch 22,7 Prozent. Mittelfristig will das Unternehmen die Marge nachhaltig oberhalb von 20 Prozent etablieren. Kostensteigerungen aus Personalaufbau, Tarifabschlüssen und aus den Lieferketten könnten allerdings belasten.

"Bedingt durch die Corona-Pandemie haben wir bereits zu Beginn des Jahres Engpässe in den Lieferketten zu spüren bekommen", sagte Weber. Durch den Ukraine-Krieg und die anhaltenden China-Lockdowns habe sich die Lage noch einmal verschärft. Carl Zeiss Meditec habe aber bereits wichtige Fortschritte in der Diversifizierung der Lieferketten gemacht. Auch gut gefüllte Auftragsbücher stimmen Weber optimistisch. Der Auftragseingang stieg im vergangenen Geschäftsjahr um fast ein Drittel auf rund 2,25 Milliarden Euro.

Das Konzernergebnis legte im vergangenen Geschäftsjahr um knapp 16 Prozent auf rund 296 Millionen Euro zu. Das Ergebnis je Aktie kletterte auf 3,29 Euro nach zuvor 2,64 Euro. Die Dividende soll um 20 Cent auf 1,10 Euro je Aktie erhöht werden. Hier hatten Analysten im Schnitt weniger auf dem Zettel. Größter Nutznießer der direkten Gewinnausschüttung an die Aktionäre ist der baden-württembergische Technologiekonzern Carl-Zeiss-Gruppe, die 59 Prozent der Anteile des derzeit mit rund elf Milliarden Euro bewerteten Unternehmens hält./niw/zb/stk

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