Ausblick auf das neue Jahr |
27.12.2015 03:00:02
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Siemens-Chef Kaeser muss 2016 liefern
Zumindest intern hat sich Siemens darauf eingestellt. Der Konzern ist nicht mehr der alte. Vorstandschef Joe Kaeser hat das zurückliegende Geschäftsjahr damit verbracht, den Konzern schlanker aufzustellen. Die vier Sektoren, unter denen sich bislang die Divisionen aufreihten, wurden gestrichen. Und die Zahl der Divisionen wurde auf neun gestrafft, dazu kommt der Bereich Healthcare, der jetzt eigenständig im Konzern geführt wird.
Siemens traut sich wieder Wachstum zu
Der überbordende Wasserkopf an Bürokratie, der über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte aufgebaut wurde, schmolz damit gehörig ab. So fielen 2.900 Stellen in der Verwaltung und weitere 2.200 in schwächelnden Geschäftsbereichen weg, was per Ende nächsten September 1 Milliarde Euro an Kosten einsparen soll. Dazu kamen die Verkäufe des Hörgerätegeschäfts und des 50-Prozent-Anteils am Haushaltsgeräte-Gemeinschaftsunternehmen mit Bosch.Derart verschlankt soll Siemens im laufenden Geschäftsjahr, das im kommenden September endet, jetzt wieder wachsen. Zwar soll wie im zurückliegenden Geschäftsjahr die Marge des industriellen Geschäfts bei 10 bis 11 Prozent liegen; klarer werden die Ambitionen jedoch beim Ergebnis je Aktie. Siemens erwartet es in einer Bandbreite von 5,90 bis 6,20 Euro. Im abgelaufenen Jahr betrug es zwar 8,84 Euro je Aktie. Darin enthalten waren indes 3,66 Euro aus dem Verkauf des Anteils an dem zuvor gemeinsam betriebenen Geschäft BSH-Haushaltsgeräte an Bosch und aus der Veräußerung des Hörgerätegeschäfts. Rechnet man diesen Effekt heraus, traut sich Siemens im laufenden Geschäftsjahr 14 bis 20 Prozent mehr zu.
Zum Wachstum sollen alle Industriebereiche des Konzerns beitragen, mit einer Ausnahme: Die Division Process Industries and Drives, die in den vorherigen Quartalen wegen des schwierigen Umfelds und unter anderem der Investitionszurückhaltung der Kunden aus der Ölindustrie durch niedrige Auftragseingänge belastet wurde. Der Bereich bietet den Kunden aus der Industrie etwa Standardprodukte wie Motoren, Antriebe und Sensoren an, aber auch maßgeschneiderte Lösungen.
Siemens will Tüftlern eine Chance geben
Von der Geopolitik kann sich Kaeser dagegen wenig Rückenwind erwarten: Da ist der Konflikt in Syrien und auch die Auseinandersetzung in der Ukraine schwelt noch. In beide Konflikte ist Russland verwickelt, ein für Siemens wichtiger Handelspartner. Hinzu kommt ein nachlassendes Wachstumstempo in China.Darum will Kaeser auf Innovationen setzen und bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung nachlegen. Mit insgesamt 4,8 Milliarden Euro sollen im Geschäftsjahr 2016 rund 300 Millionen Euro mehr in diesen Bereich fließen als noch im Vorjahr.
So will der DAX-Konzern 100 Siemens-Forscher zur Technischen Universität München nach Garching nahe München entsenden, die dort eng mit den Forschern der Hochschule zusammenarbeiten können. In China soll 2016 ein Innovationszentrum mit 300 Mitarbeitern geschaffen werden. Dort kann insbesondere an Lösungen im Bereich der Digitalisierung geforscht werden.
Siemens will auch die Kooperation mit Start-up-Unternehmen vertiefen. Dafür soll in Tel Aviv ein Gründerzentrum errichtet werden. Das deutsche Unternehmen unterhält ähnliche Einrichtungen bereits im kalifornischen Berkeley, in Schanghai und am Konzernstandort München.
Siemens-Chef Kaeser setzt aber auch auf interne Projekte, die die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns sichern beziehungsweise ausbauen sollen. So legt Siemens einen Investitionsfonds von 100 Millionen Euro auf. Mit ihm sollen Ideen von Mitarbeitern gefördert werden. Zudem soll im Konzern eine Innovations-Abteilung errichtet werden, in der unter Start-up-Bedingungen neue Produkte und Lösungen entwickelt werden sollen.
Siemens-Chef Kaeser muss 2016 liefern
Erste Erfolge der neuen Tüftler-Unternehmenskultur zeigen bereits Erfolge. Eine neue Technologie zur Stromübertragung brachte dem DAX-Konzern einen Auftrag im Gesamtvolumen von 900 Millionen Euro ein, wie Siemens Anfang Dezember mitteilte.Auftraggeber sind die Netzbetreiber Amprion und TransnetBW. Prinzip der sogenannten "Vollbrückentechnik" ist die Umwandlung von Wechselstrom in Gleichstrom. So lässt sich die Energie über weite Strecken verlustarm transportieren. Störungen im Netz sollen zudem schneller erkannt und im laufenden Betrieb behoben werden, was Abschaltungen reduzieren soll.
Aber auch für die Umsetzung der Energiewende kommt der Technologie Bedeutung zu. Denn Gleichstromleitungen könnten neben Wechselstromleitungen gemeinsam auf bestehenden Stromtrassen verlegt werden. Damit benötigt man keine neuen Stromtrassen, um den Strom aus Windkraft von Nord nach Süd zu transportieren. Das spart Geld und langwierige Auseinandersetzungen mit Anwohnern, die sich häufig massiv gegen neue Trassen wehren.
Natürlich muss da noch mehr kommen. Kaeser wird 2016 beweisen müssen, dass seine Vision 2020 keine Illusion ist. Das Kontrollgremium des Konzerns wird seine Anstrengungen und deren Erfolg weiter kritisch verfolgen. Die Weichen dafür werden Anfang 2016 gestellt: Bei der Hauptversammlung im Januar werden sich Nicola Leibinger-Kammüller, Jim Hagemann Snabe und Werner Wenning vorzeitig zur Wahl stellen, wie Siemens ankündigte. Sie wären dann bis 2021 bestellt. Turnusmäßig hätte die Wiederwahl der drei erst im Januar 2018 angestanden. Mit der frühen Wiederwahl soll deren kontinuierliche Mitwirkung im Aufsichtsrat bei der Umsetzung der Unternehmensstrategie "Vision 2020" gewährleistet werden.
DJG/apr/kgbDow Jones Newswires
Von Archibald Preuschat
FRANKFURT (Dow Jones)
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