06.08.2014 16:46:32

UPDATE: Sprint bestätigt Austausch von CEO

   -- Unternehmer Marcelo Claure übernimmt zum 11. August Chefposten von Sprint

   -- Sprint will Fokus auf Aufbau des Geschäftes legen

   -- Aussagen deuten darauf hin, dass Sprint die geplante Übernahme von T-Mobile US aufgibt

   (NEU: Weitere Details und Hintergrund)

   Von Ryan Knutson und Dana Mattioli

   Sprint hat Pläne zum Austausch von CEO Dan Hesse bestätigt: Hesse werde mit Wirkung zum 11. August von Marcelo Claure ersetzt, teilte der drittgrößte Mobilfunkanbieter der USA mit. Der milliardenschweren Unternehmer Claure kann allerdings keine Erfahrung im Mobilfunkgeschäft aufweisen. Sprint erklärte zudem, der Fokus des Konzerns liege auf dem Aufbau des Geschäftes.

   "Auch wenn wir unverändert glauben, dass Branchenkonsolidierung die Wettbewerbsfähigkeit steigert und den Kunden dient, liegt unser Fokus auf dem Weg nach vorne darauf, Sprint zum erfolgreichsten Anbieter zu machen", sagte Sprint-Chairman Masayoshi Son.

   Die Aussagen deuten darauf hin, dass der drittgrößte Mobilfunkanbieter der USA seinen Weg alleine weitergehen will. Laut mit der Sache vertrauten Personen beschloss Sprint am Dienstag, die geplante Übernahme der Telekom-Tochter T-Mobile US angesichts des erwarteten Widerstandes der Kartellbehörden zu verwerfen.

   Die T-Mobile-Entscheidung, die auf seinem Board-Meeting bei Sprint getroffen worden sein soll, wäre das Aus für einen Deal, der die amerikanische Telekom-Tochter mit 32 Milliarden Dollar bewertet hätte. Damit wäre den Marktführern Verizon Communications und AT&T ein starker Rivale erwachsen. Im Alleingang müsste Sprint einen harten Kampf um Vertragskunden anzetteln, nachdem er zuvor jahrelang Kunden verloren hatte.

   Der neue amerikanisch-bolivianische Sprint-Chef Claure hat den Handyvermarkter Brightstar zu einem Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 10 Milliarden Dollar in über 50 Ländern ausgebaut. Der Sprint-Mutterkonzern Softbank hatte im Januar die Kontrolle über Brightstar übernommen.

   Claures Arbeit bei Sprint ist mehr oder weniger vorgezeichnet. Der Konzern hat seit 2007 jedes Jahr Geld verloren. Nach der verheerenden Fusion mit Nextel bereiteten unterschiedliche Netztechnologien und ein schlechter Kundenservice dem Unternehmen Probleme. Vor mehr als einem Jahr wurde Sprint von Softbank übernommen, aber der CEO des japanischen Großaktionärs und Sprint-Chairman Son hat Schwierigkeiten, die Unternehmenskultur zu verändern.

   Derweil hat Sprint in T-Mobile nun einen erstarkten Wettbewerber. Der wohl ehemalige Fusionspartner hat mehr als 4 Millionen lukrative Vertragskunden in den vergangenen fünf Quartalen hinzugewonnen und könnte nun andere Interessenten anlocken. Die französische Iliad SA, die ihren Heimatmarkt mit ultrabilligen Mobilfunkverträgen aufgewirbelt hatte, hatte ein Kaufangebot für einen Mehrheitsanteil in Höhe von 15 Milliarden Dollar unterbreitet. Aber auch der Chairman des Satelliten-TV-Betreibers Dish Networks hat schon Interesse an T-Mobile bekundet, sollte der Deal mit Sprint scheitern.

   Die Sprint-Aktie verliert im frühen Handel 16 Prozent auf 6,11 Dollar, T-Mobile geben 8,5 Prozent auf 31,00 Dollar ab.

   Mit der Entscheidung, den T-Mobile-Deal aufzugeben, würde sich Sprint eine vermutlich lange, zeitraubende und möglicherweise auch erfolglose Auseinandersetzung mit den Kartellbehörden ersparen. Die Mobilfunkanbieter hatten seit Monaten an einem Deal gearbeitet. Aber die Regulierer arbeiteten ebenso hart daran, eine weitere Konsolidierung in der bereits stark konzentrierten US-Mobilfunkbranche abzuwenden.

   Sie sorgen sich, dass die Kunden weniger Auswahl hätten, besonders am unteren Ende des Marktes. Denn mit T-Mobile US und Sprint hätten sich der dritt- und der viertgrößte Mobilfunkanbieter des Landes zusammengeschlossen. Die Kartellwächter hatten Son und Hesse bereits angedeutet, dass ein Deal hohe Hürden überwinden müsste.

   Son zog alle Register, warb in der Talkshow Charlie Rose und auf Konferenzen für sein Vorhaben und argumentierte, er benötige mehr Größe, um es wirklich mit Verizon und AT&T aufnehmen zu können. Auch engagierte er Berater in Washington.

   In den vergangenen Wochen sei Son aber zu der Entscheidung gelang, dass eine Weiterverfolgung der Angebots für T-Mobile US zu riskant sei, sagten mit der Sache vertraute Personen. Denn ein Deal müsse nicht nur die Kartellprüfung überstehen, sondern auch eine Prüfung der Kommunikationsbehörde FCC, ob die Transaktion im öffentlichen Interesse sei. Vor drei Jahren hatte der Widerstand der FCC der 38 Milliarden Dollar schweren Übernahme von T-Mobile durch AT&T den Todesstoß verpasst.

   Jonathan Chaplin, Analyst bei New Street Research, nannte Sprints Entscheidung "einen Schritt in die richtige Richtung". Die Unternehmen würden wieder über einen Zusammenschluss nachdenken, wenn das regulatorische Umfeld weniger feindlich eingestellt sei. Indem Sprint die Offerte nun fallen lasse, könne sich der Konzern auf die eigene Trendwende konzentrieren und eine lange Phase der Unsicherheit vermeiden.

   Für die Telekom- und Medienbranche in den USA war das bereits ein sehr bewegtes Jahr, es passiert eine Menge in dem Sektor. So will der Kabelnetzbetreiber Comcast für 45 Milliarden Dollar Time Warner Cable übernehmen, AT&T schluckt für 49 Milliarden Dollar DirecTV. Just am Dienstag hat der zum Imperium von Rupert Murdoch gehörende Medienkonzern 21st Century Fox seine geplante Übernahme des Branchenrivalen Time Warner für etwa 80 Milliarden Dollar abrupt abgesagt.

   Mitarbeit: Gillian Tan und Thomas Gryta

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   August 06, 2014 10:17 ET (14:17 GMT)

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