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25.01.2016 21:36:46

UPDATE2/Siemens erhöht nach starkem Erstquartal Ergebnisprognose

   -- Siemens erhöht Ergebnisprognose

   -- Erstquartalszahlen übertreffen Markterwartungen deutlich

   -- Siemens sieht Ergebnis je Aktie im Gj 2015/16 jetzt bei 6,00 bis 6,40 Euro je Aktie

   -- Aktie legt nachbörslich deutlich zu

   -- Siemens kauft US-Softwarefirma für 970 Millionen US-Dollar und verstärkt sich im Digitalbereich

   (NEU: Details zu den Divisionen, Zukauf von CD-adapco)

   Von Archibald Preuschat

   MÜNCHEN (Dow Jones)--Überraschungscoup für Siemens-Chef Joe Kaeser: Am Abend vor der Hauptversammlung brüskiert Kaeser seine Kritiker. Zum einen hebt der DAX-Konzern völlig überraschend die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr an, zum anderen stärkt er sich durch den Kauf eines US-Softwareunternehmens im wichtigen Bereich der Digitalisierung, nachdem ihm der letzte Kauf von Dresser Rand wegen des dramatisch gefallenen Ölpreises bislang wenig Freude einbrachte.

   Zwischen 6,00 und 6,40 Euro Gewinn je Aktie will Siemens im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr 2015/16 nun erzielen. Mehr als die bis dato in Aussicht gestellten 5,90 bis 6,20 Euro. Und auch mit der Marge des industriellen Geschäfts läuft es rund: 10,4 Prozent wurden im Auftaktquartal erreicht, ziemlich in der Mitte der prognostizierten 10 bis 11 Prozent für das gesamte Geschäftsjahr.

   Siemens profitierte indes auch von Sondereffekten. So wurden 1,6 Milliarden Euro eines insgesamt 8 Milliarden Euro schweren Auftrags zum Ausbau der Stromversorgung aus Ägypten im ersten Quartal gebucht. Beim Umsatz stützte die Konsolidierung von Dresser Rand und der schwache Euro. Das Nettoergebnis wiederum wurde durch Sondereffekte wie niedrigere latente Steuern beflügelt.

   Im einzelnen stieg der Auftragseingang, der eine Indikation für künftige Umsätze ist, um 27 Prozent auf 22,8 Milliarden Euro. Beim Umsatz steht ein Plus von 8 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro. Aber auch hier ist ein Vergleich mit dem Vorjahreswert verzerrt. Zukäufe, also insbesondere die Akquisition des Öl- und Gas-Industrie-Zulieferers Dresser Rand, haben zum Umsatzwachstum beigetragen. Auch der schwächere Euro gegenüber dem Dollar gab Siemens Rückenwind. War die europäische Gemeinschaftswährung im abgelaufenen Quartal rund 1,10 Dollar wert, waren es ein Jahr zuvor im Schnitt noch 1,25 Dollar.

   Werden Portfolioveränderungen und Währungsschwankungen herausgerechnet, stieg der Auftragseingang im Vorjahresvergleich um 19 Prozent, während der Umsatz um 1 Prozent zulegte. Siemens ist also auf dem Weg zu organischem Wachstum.

   Das operative Ergebnis des industriellen Geschäfts stieg um 10 Prozent auf 2 Milliarden Euro. Das entspricht einer Marge von 10,4 Prozent, innerhalb der von Siemens für das Geschäftsjahr angestrebten 10 bis 11 Prozent. Unterm Strich verdiente der DAX-Konzern 1,89 Euro je Aktie, nach 1,30 Euro im Vorjahr, hier kamen indes auch Sondereffekte wie Rückstellungsauflösungen und geringere latente Steuern zum Tragen.

   Analysten hatten im Vorfeld der Ergebnisvorlage mit einem Auftragseingang von 20,57 Milliarden Euro, einem Umsatz von 18,65 Milliarden Euro gerechnet. Der Profit des industriellen Geschäfts wurde bei 1,89 Milliarden Euro, das Ergebnis je Aktie bei 1,34 Euro gesehen.

   Gleichzeitig erwirbt der DAX-Konzern für 970 Millionen US-Dollar den US-Softwarehersteller CD-adapco. Das Unternehmen mit mehr als 900 Mitarbeitern wuchs ausweislich seiner Homepage zuletzt organisch bei konstanten Wechselkursen um jährlich mehr als 12 Prozent und zählt unter anderem die US-Weltraumbehörde NASA und das Formel-1-Team von Renault zu seinen Kunden.

   Siemens verspricht sich für das Geschäft ein weiterhin kräftiges Wachstum und im fünften Jahr nach Abschluss der Transaktion Synergieeffekte in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT). Diese sollen sich im Wesentlichen aus Umsatzsynergien ergeben. Der Abschluss der Transaktion wird im zweiten Geschäftshalbjahr 2016 erwartet.

   CD-adapco ist die erste größere Akquisition nach der Übernahme des Ölfeldausrüsters Dresser-Rand, die Siemens im Herbst 2014 bekannt gegeben hatte. Der 7,6 Milliarden Dollar teure und somit größte Zukauf in der Unternehmensgeschichte auf dem Höhepunkt des Fracking-Booms in den USA ist indes vom dramatischen Ölpreisverfall überschattet.

   Siemens hat die Herausforderungen, die das Internet der Dinge und Industrie 4.0 an den Industriekonzern stellen, durchaus erkannt. So hat der Konzern im Dezember vergangenen Jahres angekündigt, seine Anstrengungen bei Forschung und Entwicklung verstärken zu wollen. Mit insgesamt 4,8 Milliarden Euro sollen im laufenden Geschäftsjahr 2015/16 rund 300 Millionen Euro mehr in diesen Bereich fließen als noch im Vorjahr.

   Von den per Ende September 348.000 Siemens-Mitarbeitern sind bislang 17.500, also rund 5 Prozent, Software-Ingenieure. CD-adapco, das im vergangenen Geschäftsjahr nahezu 200 Millionen Dollar umsetzte, ist insbesondere auf Simulationssoftware spezialisiert. Das Unternehmen erzielt die für die Softwarebranche üblichen zweistelligen Margen.

   Zweistellige Margen sind auch in den bisherigen Geschäften bei Siemens zu holen, freilich nur bei wenigen. Im zurückliegenden Quartal glänzte insbesondere der Bereich Healthcare, der von Siemens jetzt eigenständig geführt wird. Hier lag die Marge bei 16,5 Prozent und der Umsatz wuchs aufgrund eines starken Geschäftes bei der diagnostischen Bildgebung um 15 Prozent. Ansonsten konnte nur noch die Software-lastige Division Digital Factory mit einer zweistelligen Marge von 16,9 Prozent aufwarten. Hier belastete aber ein Ergebnisrückgang hauptsächlich aufgrund einer weniger günstigen Zusammensetzung der Umsatzerlöse im Fabrikautomatisierungsgeschäft, nicht zuletzt wegen des im Vorjahresvergleich verlangsamten Industriewachstums in China.

   Mit 9,4 Prozent nicht ganz zweistellig war die Marge bei Mobility, dem Zuggeschäft von Siemens. Immerhin konnte die Division den Umsatz um 10 Prozent und dank neu empfangener Großaufträge den Auftragseingang gar um 110 Prozent steigern. Deutlich zweistellig auch die Zuwächse bei Power and Gas. Hier stieg der Auftragseingang um 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr, der Umsatz um 26 Prozent. Allerdings trugen die Zukäufe von Dresser Rand und Rolls-Royce 15 Prozentpunkte zum Wachstum des Auftragseingangs und 25 Prozentpunkte zum Plus der Umsatzerlöse bei. Und der höhere Auftragseingang war vor allem dem 1,6 Milliarden Euro schweren Auftrag für ein Kraftwerk, einschließlich Serviceleistungen, in Ägypten geschuldet.

   Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com

   DJG/apr/ros

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   January 25, 2016 15:06 ET (20:06 GMT)

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