Mutter aller Short Squeezes |
09.02.2021 23:07:00
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Vergleich mit VW: Welches Ende steht dem GameStop-Drama bevor?
• Erinnerungen an VW-Short Squeeze von 2008 werden wach
• Kursniveau wohl nicht haltbar
Die Kurskapriolen, die die GameStop-Aktie in den vergangenen Handelstagen schlug, wird in die Geschichtsbücher eingehen. Ein Blick zurück in der Finanzgeschichte zeigt, dass es bei weitem nicht das erste Mal ist, dass geshortete Aktien zum Spielball von Investoren wurden. Der wohl bekannteste Fall dürfte der deutsche Volkswagen-Konzern sein. Die Geschichte ging für die Aktie der Wolfsburger nicht gut aus - droht GameStop, AMC & Co. nun ein ähnliches Schicksal?
VW: Das kurzzeitig teuerste Unternehmen der Welt
Im Oktober 2008 erlebten deutsche Anleger ein beispielloses Schauspiel: Die Aktie des DAX-Konzerns Volkswagen reagierte mit einem massiven Kurssprung auf die Nachricht, dass Porsche seine Beteiligung an dem Autobauer auf 42,6 Prozent erhöht und sich zudem Optionen auf weitere 31,5 Prozent der Volkswagen-Aktien gesichert hat. Innerhalb von zwei Handelstagen vervierfachte sich der Aktienwert von VW, was die Wolfsburger zum größten Unternehmen der Welt machte.
Hintergrund der Kursexplosion war die Tatsache, dass Hedgefonds zuvor auf fallende Kurse bei VW gewettet hatten und Stammaktien des Unternehmens leerverkauft hatten. Aufgrund der steigenden Kurse sahen sich die Leerverkäufer gezwungen, ihre Positionen aufzulösen und sich mit VW-Aktien einzudecken. Was allein bereits für einen zusätzlichen Schub für die VW-Aktie gesorgt hatte, wurde noch verstärkt durch die Tatsache, dass nicht genügend VW-Aktien am freien Markt verfügbar waren, denn das Land Niedersachsen besaß ebenfalls 20 Prozent der VW-Aktien.
Die Folgen waren schwerwiegend: Hedgefonds erlitten massive Verluste, während Kleinanleger, die sich rechtzeitig von VW-Aktien trennen konnten, satte Gewinne einfuhren. Doch wer es nicht schaffte, seine VW-Anteile zeitnah am Markt unterzubringen, musste in den Folgetagen mit ansehen, wie die VW-Aktie massiv an Boden verlor und innerhalb kurzer Zeit alle Gewinne wieder abgab.
Droht GameStop das gleiche Schicksal wie VW?
In den vergangenen Tagen wiederholte sich dieses Phänomen ein weiteres Mal, als sich Kleinanleger in dem Reddit-Unterforum WallStreetBets absprachen, stark geshortete Aktien ins Visier zu nehmen. In mehreren konzentrierten Aktionen deckten sie sich massiv mit Aktien des Computerspielehändlers GameStop ein, um Hedgefonds, die Shortpositionen auf die Aktie hielten, zum Short Squeeze zu zwingen. Der Plan ging auf und die Käufe griffen auf andere Aktien über, bei denen Shortseller auf fallende Kurse gewettet hatten.
Das Ergebnis war sehenswert: Die GameStop-Aktie stieg an der NYSE innerhalb weniger Tage um mehr als 2.000 Prozent an und markierte bei 483,00 US-Dollar ein neues Allzeithoch - und das, ohne dass sich an der operativen Ausrichtung oder den Zukunftsaussichten für das Unternehmen irgendetwas geändert hätte. Die Aktie wurde zum Spielball der Investoren, denn in den Folgetagen schwankte der Kurs massiv und veranlasste sogar Broker wie Trade Republic oder Robinhood dazu, den Handel mit den GameStop-Aktien massiv einzuschränken - Robinhood hat diese Einschränkung inzwischen wieder aufgehoben.
Ähnlich wie bei VW vor 13 Jahren war auch der Kursanstieg bei GameStop nicht von Dauer: Nur wenige Tage nach der Kursexplosion ist ein Großteil der massiven Gewinne schon wieder futsch, auch wenn der Anteilsschein noch immer deutlich mehr kostet, als zu Jahresbeginn. Damit vollzieht die GameStop-Aktie ein klassisches Muster nach, wie Lindsey Bell, Chief Investment Strategist bei Ally Invest betont: "ein schneller Anstieg und ein schneller Rückgang". Aktien, bei denen ein Short Squeeze ausgelöst wird, "können sich ohne Grund heftig bewegen, und das Blatt kann sich schnell wenden. Und wenn der Squeeze vorbei ist, versuchen alle gleichzeitig zu verkaufen", zitiert CNBC die Expertin.
Ihor Dusaniwsky, Geschäftsführer von S3 Partners erklärte, warum sich dies auch in einem sinkenden Handelsvolumen bemerkbar macht: "Sowohl fundamentale als auch Momentum-Leerverkäufer haben Gelegenheiten und Preisausstiegspunkte gefunden, um ihre Positionen angesichts dieser Verluste zu reduzieren, da der GME-Short-Squeeze in vollem Umfang in Kraft ist".
Über kurz oder lang dürfte die GameStop-Aktie also wieder in Kursregionen zu finden sein, in denen sie in den vergangenen Monaten gehandelt wurde - wie sich auch die VW-Aktie seinerzeit nicht dauerhaft auf dem hohen Kursniveau halten konnte. "Alle Short Squeezes wie diese enden auf die gleiche Weise, und die Aktie kehrt oft wieder dorthin zurück, wo sie ihren Flug begonnen hat", zitiert CNBC Peter Boockvar, Chief Investment Officer bei der Bleakley Advisory Group.
Dauerhaft lässt sich der Aktienpreis von GameStop nur dann rechtfertigen, wenn das Unternehmen eine massive Anpassung des eigenen Geschäftsmodells vornehmen würde, denn an den grundlegenden operativen Problemen hat sich bei GameStop auch nach dem Höhenflug der Aktie nichts verändert.
Redaktion finanzen.at
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