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schon bald hat die Deutsche Börse wieder etwas zu feiern: den 1.000sten Exchange Traded Fund (ETF) auf XETRA. Lange sollte es nicht mehr dauern, denn der ETF-Markt boomt seit einiger Zeit wieder.


Weltweit sind bereits weit über 1,6 Billionen US-Dollar in über 4.500 börsengehandelten Indexprodukten (ETPs) investiert, ein Großteil davon entfällt auf ETFs. Allein bis Ende Mai des laufenden Jahres wurden weltweit rund 340 Produkte aufgelegt.

Warum die ETFs so angesagt sind? Der Charme der Produkte liegt in ihrer Schlichtheit: Während aktiv gemanagte Aktienfonds oftmals versuchen, durch eine aufwendige Aktienauswahl einen Vergleichsindex zu schlagen, bilden Exchange Traded Funds den zugrunde liegenden Index direkt in seiner Wertentwicklung ab.

Damit agieren sie „passiv“. Ein Länder- bzw. Indexfonds in Reinform kann seine Benchmark, also beispielsweise den Dax oder den Eurostoxx 50 zwar nie schlagen, aber auch nie schlechter sein als diese. Und damit setzt sich der Indexfonds fast automatisch gegen die Mehrzahl der aktiven Fondsmanager durch.


Das belegt auch eine aktuelle Untersuchung der Ratingagentur FERI. Danach ist es im Fünfjahresvergleich nur 25 (!) weltweit investierenden Aktienfonds gelungen, den Vergleichsindex MSCI World zu schlagen.

Das heißt im Umkehrschluss: Mit ETFs, die einen solchen Index nahezu vollständig abdecken würden, ist man in der Regel auf der sicheren Seite. Tatsächlich ist die Performance einiger ausgewählter ETFs frappierend, siehe beispielsweise den db x-trackers MSCI World Index ETF mit Total-Return-Ansatz oder den MSCI World Bearer Shares ETF von iShares.

Hier darf man sich als Anleger im Gegensatz zum db x-trackers sogar über eine vierteljährliche Dividendenausschüttung freuen, zuletzt mit einer Dividendenrendite von 2,04%.

Neben der relativ transparenten und nachvollziehbaren Wertentwicklung ist die Kostenseite das zweite schlagende Argument für den ETF-Kauf. Weil für die Verwaltung von ETFs kein aufwendiges Research benötigt wird, sind auch die Managementgebühren geringer.

So beträgt die Verwaltungsgebühr bei Aktien-ETFs in der Regel nur zwischen 0,35 und 0,50 Prozent und bei Renten-ETFs zwischen 0,15 und 0,25 Prozent pro Jahr.

Auch die Transaktionskosten sind relativ niedrig. Der Spread – die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs - macht nur 0,1 Prozent aus. Durch derartig enge Spreads – kombiniert mit der fortlaufenden Börsennotierung - eignen sich ETFs besonders für ein schnelles Handeln und Traden am Markt.





WKN / ISIN: DBX1MW / LU0274208692
Marktkapital.: 2,4 Mrd. EUR
Total Expense Ratio: 0,45 %
Basis-Index: MSCI World Index
Akt. Kurs: 26,33 EUR

Das zusammen hat einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die langfristige Performance von Aktienfonds im Vergleich zum Benchmarkindex.

Aber Achtung: Die meisten Anleger achten ausschließlich auf die Gesamtkostenquote (TER), wenn sie ETFs mit anderen Investments vergleichen. Diese Kostenquote ist auch in den Verkaufsprospekten und anderen Fonds-Dokumenten angegeben. Die TER stellt jedoch nur eine von mehreren Kostenquellen dar.

Die Kosten, die nicht in die TER einfließen, beinhalten z.B. Maklergebühren, die Geld-/Brief-Spanne und den Market Impact. Der Auf- bzw. Abschlag zum Nettoinventarwert ist ebenfalls ein entscheidender Faktor. Diese Kosten können je nach Handelspartner unterschiedlich hoch ausfallen. Insofern lohnt es sich immer, die Preise und Kurse von mehreren Marktteilnehmern zu vergleichen, vor allem, wenn das Produkt wenig gehandelt wird oder das Volumen der Order gering ist.

Es ist zudem wichtig zu verstehen, dass ETF-Anbieter einen Teil der Effekte, den Gebühren auf die Nettorendite von ETFs haben, mit sogenannten „enhancements“ ausgleichen können. Sie peppen die Rendite so geschickt auf. Dies geschieht meist durch die Wertpapierleihe, die ein Extraeinkommen generiert.

In einigen Fällen kann dieses Extraeinkommen die Kosten des Fonds sogar mehr als kompensieren. Dadurch kann der ETF in Ausnahmefällen eine bessere Performance als seine Benchmark zeigen. Gleichzeitig steht der höheren Rendite aber auch ein höheres Risiko gegenüber.

Trotz dieser Einschränkungen, was die Kostenseite angeht, sind ETFs immer noch eine günstige Anlage im Verhältnis zum breiteren Anlagespektrum. Zumal viele der gerade angesprochenen Kosten auch bei aktiv verwalteten Fonds anfallen und nicht ETF-spezifisch sind. Grundsätzlich kann man festhalten: Die größten und liquidesten ETFs sind per saldo sehr günstige Angebote.

Breites Angebot an Länder-ETFs

Ob man als ETF-Anleger derzeit das krisengeschüttelte Europa meiden oder gerade hier wieder einsteigen sollte – darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Deutsche Bank hat zuletzt Zuflüsse in MSCI World-, S&P 500- und Emerging Markets-ETFs sowie Abflüsse aus DAX- und MSCI Europe-Indexfonds registriert.

Wer will, kann mit ETFs sehr gezielt in ausgewählte Märkte und exotische Regionen investieren. Das Angebot solcher Länder-ETFs oder Regionen-ETFs ist immens groß und deckt dabei die verschiedensten Bereiche ab.

Allerdings wird in den USA schon von einem Überangebot gesprochen. Früher hätten Kundenberater nicht gewusst, was ETFs sind, heute stünden sie vor dem Problem, dass sie unter Tausenden die richtigen heraussuchen müssten, sagte Ben Cukier vom New Yorker Finanzinvestor FTV Capital, der sich auf ETF-Anbieter spezialisiert hat.

Vor allem kleineren Emittenten fällt es schwerer, sich am Markt zu behaupten. So gab der Anbieter Scottrade bekannt, das Geschäft mit seinen 15 ETFs komplett einstellen zu wollen. Auch Russell Investments erklärte, ebenfalls über einen solchen Schritt für das 309 Millionen Dollar schwere ETF-Geschäft nachzudenken.

Nach Meinung von Marktexperten haben einige der Firmen, die ihr ETF-Geschäft aufgeben müssen, zu wenig Geld in die Vermarktung ihrer Produkte gesteckt, um aus der Masse hervorzustechen.

Die Schrumpfkur dürfte sogar noch weitergehen: Nach Einschätzung von Analysten von IndexUniverse und Lipper rentieren sich ETFs erst, wenn sie mehr als 100 Millionen Dollar an verwaltetem Vermögen an sich ziehen können. Lipper-Daten zufolge gibt es in den USA aber noch 573 ETFs, die älter als ein Jahr sind und weniger als 100 Millionen Dollar verwalten.

Weltweit größter ETF, sowohl in Bezug auf das verwaltete Vermögen als auch auf das tägliche Handelsvolumen, ist der SPDR S&P 500, der bereits vor knapp 20 Jahren als erster ETF in den USA aufgelegt wurde. Im ersten Quartal überschritt er als erster ETF die 100-Milliarden-US-Dollar-Grenze.

Seit einigen Monaten ist er mit einer noch verhältnismäßig kleinen Tranche auch in Deutschland handelbar (WKN: A1JULM). Auf den weiteren Plätzen in der ETF- Weltrangliste folgen hinsichtlich des verwalteten Fondsvolumens der SPDR Gold Trust (63 Milliarden US-Dollar) und der Vanguard MSCI Emerging Markets ETF (47 Milliarden US-Dollar).

Bei den größten europäischen und auch auf XETRA handelbaren ETFs dominiert der ETF-Anbieter iShares mit gleich sechs ETFs. Größter auf XETRA handelbarer ETF ist so der iShares DAX (WKN: 593393) mit einem Fondsvolumen von aktuell 11,5 Milliarden Euro. Er wurde bereits Ende 2000 aufgelegt und war der erste ETF auf den deutschen Aktienindex (DAX).

MEIN FAZIT:

- Im Grunde genommen ist ein Exchange Traded Fund nichts anderes als eine spezielle Art von Indexfonds. Dies bedeutet, dass der Fonds einen Index abbildet.

- Gegenüber einem klassischen Investmentfonds bringt ein ETF gleich mehrere Vorteile mit sich und stellt deshalb sehr oft die bessere Wahl dar.

- Der größte Pluspunkt: Länder- und Regionen-ETFs bilden die Entwicklung der Märkte bestimmter Staaten oder geographischer Regionen ab und ermöglichen so den zielgenauen Einstieg. Neben den klassischen Anlageregionen wie Europa und USA stehen dabei auch speziellere Indizes zur Verfügung, mit denen an der wirtschaftlichen Entwicklung von aufstrebenden Schwellen- oder Entwicklungsländern partizipiert werden kann.

- Darauf achten sollte man, dass der gewählte ETF die notwendige Effizienz und Liquidität hat, also volumenstark genug ist. Schaut man allein auf die knapp 1.000 auf XETRA gelisteten ETFs, so verfügen etwa 140 ETFs über ein Fondsvolumen von unter 5 Millionen Euro. Acht ETFs weisen sogar ein Fondsvolumen von unter einer Million Euro auf. Einige davon sind auf Dauer wohl nicht überlebensfähig.

- Allerdings ist ein Pauschalurteil über die Größe eines ETFs schwer zu fällen. Ein geringes Fondsvolumen kann sich z.B. daraus ergeben, dass ein börsengehandelter Indexfonds erst kürzlich aufgelegt wurde. Zum anderen bildet er eventuell einen Nischenmarkt ab. Bei vielen anderen kleinen ETFs verhält es sich so.

- Dennoch gilt ein Grundsatz: Eine hohe Liquidität führt zu engeren Spreads und reduziert so die Handelskosten – auch in volatilen Marktphasen.

- Sogenannte aktive ETFs, bei denen der Fondsmanager versucht, wie bei einem aktiv gemanagten Fonds seinen Index zu übertreffen, sind mit Vorsicht zu genießen. Schließlich ist die Wertentwicklung vieler Fonds dann nicht mehr direkt an einen Markt gekoppelt. Eine Eigenschaft, die als Kernmarkenzeichen eines ETF galt.

- Zwei Methoden gibt es, wie der Index abgebildet wird: Entweder der Fonds erwirbt die einzelnen Wertpapiere eines Index (full replication), oder er holt sich die Indexperformance über ein Tauschgeschäft (Swap) mit einer Investmentbank ins Depot. Swap-basierte Produkte gelten als weniger sicher als voll replizierende Fonds.


Viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage wünscht Ihnen

Ihr
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report 
www.geldanlage-report.de        


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