Erstmals seit vielen Wochen stehen Gold und Gold-ETCs wieder auf den Einkaufslisten der Anleger. "Die Nachrichten aus Zypern wecken Zweifel der Investoren, wie stabil die wirtschaftliche Entwicklung in Europa ist", erklärt Bernhard Wenger von ETF Securities. Insbesondere langfristig orientierte Investoren richteten sich offenbar wieder auf ein stärker von Unsicherheiten geprägtes Marktumfeld ein.

Nicht alle Gold-ETCs beliebt

Nach dem heftigen Preiseinbruch im Februar hatte sich Gold bereits seit Anfang März wieder verteuert, zu Wochenbeginn kletterte der Preis dann über die Marke von 1.600 US-Dollar je Feinunze, am heutigen Mittwoch sind es 1.610 US-Dollar. Auch bei ETCs wurde wieder zugegriffen, jedenfalls bei einigen: "Der Gold Bullion Securities (WKN A0LP78) verzeichnete in der vergangenen Woche die ersten Zuflüsse seit sechs Wochen, die Zuflüsse in den ETFS Gold (WKN A0KRJZ) waren so hoch wie zuletzt im August 2012", bemerkt Wenger. Weiter abgestoßen worden sei hingegen der ETFS Physical Gold (WKN A0N62G). Florian Perini von Flow Traders meldet durchweg Käufe in allen Gold-Produkten, auch in Xetra-Gold (WKN A0S9GB) und im Physical Gold von Source (WKN A1MECS).

Keine Flucht in die Fluchtwährung

Der Goldpreis steigt zwar, bleibt allerdings deutlich unterhalb des Niveaus vom Jahresanfang - und erst recht weit unterhalb der Hochs aus 2011 und 2012 bei 1.921 beziehungsweise knapp 1.800 US-Dollar. Die DekaBank glaubt auch nicht, dass diese Niveaus so schnell wieder erreicht werden. "Angesichts der verbesserten Konjunkturperspektiven und dem Festhalten an der ultralockeren Geldpolitik wächst der Risikoappetit der Anleger, was den Goldpreis belastet", kommentiert Bastian Hepperle. Seiner Ansicht liegt der Höhepunkt der krisenbedingten Flucht in Gold hinter uns. "Wir rechnen für 2013 und 2014 mit einem jahresdurchschnittlichen Goldpreis von 1.600 US-Dollar."

Auf den Umsatzlisten der vergangenen zwei Wochen stehen, wie üblich, Gold-Verbriefungen ganz oben, konkret Xetra-Gold (WKN A0S9GB), der db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G), der db Physical Gold in Euro (WKN A1E0HR), der ETFS Physical Gold und der Gold Bullion Securities, doch auch im ETFS Physical Silver (WKN A0N62F) und im db Brent Crude Oil Booster Euro Hedged (WKN A1AQGX) blieb das Handelsaufkommen hoch.

Silber stabil, Palladium im Preishoch

Der Silberpreis hat sich nach einem starken Einbruch im Februar stabilisiert. Was die weitere Entwicklung angeht, sind Anleger offenbar unentschieden, Perini zufolge werden beide Seiten gespielt. Palladium kletterte sogar auf den höchsten Stand seit anderthalb Jahren, wie Sonia Hellwig von der Heraeus Metallhandelsgesellschaft bemerkt. "Hier wirkte die positive Entwicklung an den US-amerikanischen Aktienmärkten unterstützend." Auch habe die Nachfrage seitens der Investoren zugenommen: "Ermutigend sind zudem die Verkaufszahlen der Automobilbranche in China: Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Absatz in den ersten beiden Monaten diesen Jahres um 19,5 Prozent - der beste Wert seit 2010."

ETC-Investoren entschieden sich aber offenbar dafür, Gewinne mitzunehmen, sie stiegen ETFS Securities zufolge aus dem ETFS Physical Palladium (WKN A0N62E) aus. Dafür landete der ETFS Platinum (WKN A0N62D) in den Portfolios. Bei Platin würden Angebotsengpässe erwartet - wegen Problemen bei der Elektrizitätsversorgung in den südafrikanischen Minen sowie anhaltenden Unruhen unter den Arbeitern.

Kursrutsch bei Kupfer

Derweil beschleunigte sich die Talfahrt der Kupfernotierungen: Während Anfang Februar die Tonne noch zu 8.325 US-Dollar gehandelt wurde, sind es jetzt weniger als 7.600 US-Dollar. Auch ETC-Anleger (WKN A0KRJU, A1K3AZ) trennen sich von ihren Beständen. "Das liegt daran, dass die Vorräte bei Kupfer in den vergangenen drei Monaten um rund 90 Prozent gestiegen sind und sich die Nachfrage aus Europa gleichzeitig abgeschwächt hat", erläutert Wenger. Einige Investoren nutzen die niedrigen Preise aber auch für Eindeckungen: Perini berichtet von Zu- und Abflüssen. Auch in breit streuenden Industriemetall-ETCs wie dem ETFS Industrial Metals DJ-UBSCI (WKN A0KRKG) sei der Handel ausglichen.

Öl wieder teurer?

Ebenfalls günstiger zu haben ist derzeit Öl, aktuell kostet ein Barrel der Sorte Brent 108 US-Dollar, Anfang Februar waren es noch 119 US-Dollar. "Brent ist derzeit so billig wie zuletzt vor drei Monaten, auch weil die drei Energieagenturen die Aussichten für die Ölnachfrage überraschend pessimistisch beurteilt haben", erklärt Barbara Lambrecht von der Commerzbank.

Nach Einschätzung der DekaBank werden freundlichere und den Ölpreis eigentlich stützende Meldungen weitgehend ignoriert. "Wir werten die jüngste Marktentwicklung deshalb als übertrieben negativ", konstatiert Hepperle. Sobald sich die Anzeichen einer Belebung der Weltwirtschaft wieder mehren würden, sei mit einer Erholung zu rechnen. Für Brent prognostiziert die Bank bis zu 115 US-Dollar, für WTI Kurse um 94 Dollar. Auch ETC-Anleger sehen die Preise als Einstiegsgelegenheit und greifen zu (WKN A0KRKJ).

Rohstoff-ETFs: meist gefragt

Im Handel mit ETFs, die Rohstoff-Indizes abbilden, ist das Bild gemischt. Perini meldet Käufe im Lyxor ETF Commodities Thomson Reuters/Jefferies CRB Total Return (WKN A0JC8F) und im iShares DJ-UBS Commodity Swap (WKN A0H072) sowie Käufe und Verkäufe im db x-trackers DBLCI - OY Balanced UCITS (WKN DBX1LC).

Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 20. März 2013

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