Engpass droht 20.04.2014 03:00:01

Industriemetalle: Zinn macht für Anleger Sinn

von Andreas Höß, Euro am Sonntag

Im Erzgebirge herrscht wieder Goldgräberstimmung. Unternehmen und Forschungseinrichtungen wie das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf durchwühlen dort derzeit alte Bergbauhalden. Finanziert wird Letzteres von oberster Stelle, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. Das Ziel der Suche: Zinn. Zinn ist vor allem für Elektronikkonzerne von enormer Bedeutung. Es wird zum Beispiel beim Bau von Tablet-PCs und Smartphones eingesetzt. Apple, Samsung oder Zulieferer wie Foxconn schmelzen jährlich Tausende Tonnen des Schwermetalls, um etwa Schaltkreise in Elek­trogeräten zu befestigen. Entsprechend stieg die Nachfrage in den vergangenen Jahren.

Und das bei zeitgleich stagnierendem bis sinkendem Angebot. Laut einer Branchenstudie der Großbank Barclays belief sich die Zinnnachfrage im vergangenen Jahr auf 344 000 Tonnen, das Angebot lag mit nur 341.000 jedoch knapp da­runter. Auch 2014 werde das Angebot die Nachfrage übertreffen, so Barclays. Lediglich dem Bergbaukonzern Minsur trauen Experten zu, dass er die Förderung in seinen Zinnlagerstätten am Amazonas ausbaut. Indonesien, der größte Zinnproduzent weltweit, will dagegen die Verkäufe aus illegalen Abbaustellen einschränken. Laut PT Timah, dem größten Produzenten des Landes, könnte das Angebot in diesem Jahr deshalb um rund 30 Prozent auf 60.000 Tonnen sinken.

Träfen die Prognosen ein, würde das die schon jetzt angespannte Situation am Zinnmarkt weiter verschärfen. Der Datendienst Bloomberg berichtet, dass die Lagerbestände an der Londoner Rohstoffbörse LME nur noch reichen, um die weltweite Nachfrage etwa elf Tage zu decken - deutlich kürzer als noch vor einem halben Jahr. "Wir dürften nicht allzu weit von dem Punkt entfernt sein, wo es eng wird", warnt Rohstoffexperte Peter Kettle vom Branchendienst ITRI.

Viel spricht für weiter anziehende Zinnpreise, auf die Anleger mit einem Zertifikat von ETF Securities (ISIN: DE 000 A0K RKA 0) setzen können, das die Notierungen über einen Preisindex möglichst genau abbildet. Vor einem spektakulären Fund im Erzgebirge, der die Zinnpreise drücken könnte, müssen sie sich nicht fürchten. Hier sollen nur wenige Tausende Tonnen im Boden lagern - ein verschwindend geringer Teil der weltweiten Reserven.

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