16.06.2022 13:03:41
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MÄRKTE EUROPA/Zinserhöhungen lösen weiteren Kurseinbruch aus
Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen zeigen sich am Donnerstagmittag in einer sehr schwachen Verfassung. Der DAX verliert 2,8 Prozent auf 13.110 Punkte und steht auf dem tiefsten Stand seit dem 8. März. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 2,6 Prozent auf 3.440 Punkte nach. "Die durchgreifende Zinswende trübt die Stimmung kräftig ein", so ein Marktteilnehmer. Am Anleihemarkt schießen die Renditen wieder nach oben, womit der steile Rückgang vom Vortag direkt wieder umgekehrt wird. In Italien ist die Zehnjahresrendite wieder über die 4-Prozent-Marke gestiegen.
Die Schweizer Notenbank (SNB) hat den Leitzins erhöht, und zudem auch noch überraschend kräftig um 0,5 Prozentpunkte. Eine Zinserhöhung galt im Vorfeld zwar als möglich, aber nicht ausgemacht, zumal die Inflation in der Schweiz zuletzt zwar gestiegen war, aber längst nicht so sehr wie in anderen Regionen der Welt.
Der Franken schießt darauf um 1,8 Prozent nach oben und nähert sich mit 1,02 Franken je Euro der Parität. Der Schweizer Börsenindex SMI knickt um 2,8 Prozent ein.
Schon zum Start hatte die Erleichterung über die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank (Fed) nur kurz gehalten, nachdem am Vorabend die US-Börsen noch deutlich zugelegt hatten. Inzwischen deuten die Futures auf die US-Indizes auf deutliche Verluste zum Start am Nachmittag hin, weil die Sorgen vor einem Abgleiten in die Rezession angesichts der starken Zinserhöhungen wieder die Oberhand gewinnen.
Konsumabhängige Titel brechen ein - und Eon
Vor den Aktienmärkten liegen laut Marktteilnehmern voraussichtlich weitere schwierige Monate, geprägt von steigenden Leitzinsen und Liquiditätsentzug bei zugleich steigenden Risiken einer Rezession. Die zinssensiblen Technikwerte fallen um 3,5 Prozent, die von der Konsumstimmung und den wegen der Inflation schrumpfenden Budgets der Verbraucher abhängenden Einzelhandelsaktien verlieren 4 Prozent und rangieren am Ende. Am besten halten sich noch die als defensiv und weniger zyklisch geltenden Aktien aus den Sektoren Telekommunikation, Nahrungsmittel und Pharma.
Bei den Einzeltiteln zeigt sich die Angst, dass die steigende Zinsen und die Inflation auf den Konsum drücken. Im DAX fallen Zalando um 9,7 Prozent, für den Zalando-Wettbewerber Boohoo geht es nach Geschäftszahlen in London gleich um 14 Prozent nach unten. Jefferies spricht von einem schwierigen ersten Quartal. Delivery Hero fallen um 4,1 Prozent und Hellofresh um 6 Prozent. In der dritten Reihe des deutschen Markts sacken Ceconomy um mehr als 10 Prozent ab.
Daneben stehen im DAX Covestro mit 6,3 Prozent stark unter Druck, Infineon fallen um 4,9 Prozent. Eon brechen um 7,4 Prozent ein: Damit leiden sie unter der geringeren Durchleitung russischen Gases durch ihre Netze. Im MDAX gegen Uniper 8,2 Prozent ab. Der Gaspreis schießt weiter nach oben, aktuell um 17 Prozent auf über 141 Euro, nachdem er zu Wochenbeginn noch bei 82 Euro lag.
Fed ohne echte Überraschung
Die Fed hatte am Vorabend wie weithin erwartet den Leitzins um 75 Basispunkte auf 1,50 bis 1,75 Prozent erhöht. Es war der größte Zinsschritt seit 1994. Die Entscheidung wurde an den Märkten in einer ersten Reaktion gelassen bzw mit einer gewissen Erleichterung aufgenommen. Nicht nur war weil der massive Schritt nach der unerwartet hohen US-Inflation im Mai erwartet wurde, sondern auch weil an den Börsen in der Zwischenzeit der entschlossene Kampf gegen die Inflation als wichtigstes Marktthema gesehen wird.
Fed-Chef Powell machte zwar klar, dass im Juli ein weiterer Zinsschritt um 75 Basispunkte denkbar sei, betonte aber auch, dass solche Schritte nicht zur Regel werden sollen. Damit beruhigte der oberste Notenbanker der USA den Aktienmarkt etwas. Auch weil er betonte, sich der Härten der Inflationsbekämpfung bewusst zu sein.
"Der Fed ist - wie vielen anderen Beobachtern auch - ein Fehler bei der Einschätzung des Inflationstrends unterlaufen". Jetzt müsse sie Versäumtes zügig nachholen, kommentiert die Commerzbank. Der Vermögensverwalter DWS warnt, die Risiken für eine Rezession seien jetzt eindeutig noch weiter gestiegen.
Neben der Fed hat auch die brasilianische Notenbank wie erwartet den Leitzins erhöht. Dort war es bereits die elfte Anhebung in Folge. Und die nächste ist bereits in Aussicht gestellt. Am Mittag dürfte die Bank of England folgen. Von ihr wird eine Zinserhöhung auf 1,25 von 1,00 Prozent erwartet. Im Mai hatte sie zum vierten Mal in Folge gestrafft - mit einer Anhebung um 25 Basispunkte.
Nordex-Aktie fliegt aus SDAX und TecDAX
Nordex (-1,2%) leiden nur leicht unter der außerplanmäßigen Entnahme aus dem TecDAX und SDAX. Ungewöhnlich ist die Erklärung des Indexanbieters Qontigo. Er begründet den Schritt mit der "Verletzung von Basiskriterien" wie der fristgerechten Veröffentlichung von Quartalsberichten oder Quartalsmitteilungen. Die Änderungen werden zum 20. Juni 2022 wirksam. Nachrücker im SDAX sind Medios (-2,2%), im TecDAX rücken SMA Solar (+2,0%) nach. Nordex hat unterdessen mitgeteilt, neue Aufträge über 369 MW aus Kolumbien erhalten zu haben.
Von Vinci (-0,8%) sind am Vorabend laut den Citi-Analysten erfreuliche Verkehrszahlen gekommen. Angesichts der höheren Tarife, die damit verbunden seien, hält Citi den Aufschwung im Schwerlastverkehr für den Konzessions- und Baukonzern für ermutigend. Im Flughafensegment habe sich das gesamte Passagieraufkommen verglichen mit den Vormonaten verbessert.
Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.433,12 -2,8% -99,20 -20,1%
Stoxx-50 3.372,38 -2,1% -70,99 -11,7%
DAX 13.073,22 -3,1% -412,07 -17,7%
MDAX 26.912,10 -3,1% -872,17 -23,4%
TecDAX 2.797,53 -2,8% -80,58 -28,6%
SDAX 12.184,49 -2,5% -317,22 -25,8%
FTSE 7.095,12 -2,5% -178,29 -1,5%
CAC 5.896,21 -2,2% -133,92 -17,8%
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite 1,82 +0,18 +2,00
US-Zehnjahresrendite 3,44 +0,15 +1,93
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:20 Mi, 17:20 % YTD
EUR/USD 1,0406 -0,4% 1,0444 1,0399 -8,5%
EUR/JPY 138,45 -1,0% 140,03 139,93 +5,8%
EUR/CHF 1,0209 -1,7% 1,0379 1,0413 -1,6%
EUR/GBP 0,8557 -0,3% 0,8587 0,8629 +1,8%
USD/JPY 133,06 -0,6% 134,32 134,58 +15,6%
GBP/USD 1,2092 -0,6% 1,2147 1,2050 -10,6%
USD/CNH (Offshore) 6,7231 +0,7% 6,7097 6,7217 +5,8%
Bitcoin
BTC/USD 21.197,94 -4,5% 22.119,18 21.216,85 -54,2%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 114,03 115,31 -1,1% -1,28 +56,7%
Brent/ICE 116,99 118,51 -1,3% -1,52 +55,1%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.817,91 1.834,30 -0,9% -16,39 -0,6%
Silber (Spot) 21,45 21,69 -1,1% -0,24 -8,0%
Platin (Spot) 930,30 943,95 -1,4% -13,65 -4,1%
Kupfer-Future 4,09 4,16 -1,7% -0,07 -7,9%
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/hru/gos
(END) Dow Jones Newswires
June 16, 2022 07:03 ET (11:03 GMT)
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Covestro AG | 57,30 | -0,07% | |
Delivery Hero | 38,33 | -0,13% | |
E.ON SE | 11,88 | -1,53% | |
E.ON sp. ADRs | 11,80 | 0,00% | |
HelloFresh | 11,25 | -1,75% | |
Infineon AG | 29,91 | -1,89% | |
Infineon Technologies AG (Spons. ADRS) | 29,60 | -3,90% | |
Medios AG | 13,14 | 1,23% | |
Nordex AG | 11,65 | 0,43% | |
SMA Solar AG | 12,95 | 1,09% | |
Vinci SA Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-4th Sh | 23,80 | -3,25% | |
VINCI | 96,32 | -2,94% | |
Zalando | 28,64 | -2,02% |
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