Geschäftsbeziehungen |
26.06.2020 21:49:00
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Neue Hiobsbotschaft nach Wirecard-Insolvenz: Visa und Mastercard wollen Zusammenarbeit einstellen- Wirecard-Aktie rauscht erneut ab
Wirecard hatte am Donnerstag wegen Überschuldung und drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag eingereicht. Bei den Aschheimern geht die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die den Jahresabschluss 2019 prüfte, von schwerer Kriminalität in quasi weltumspannendem Maßstab aus: "Es gibt deutliche Hinweise, dass es sich um einen umfassenden Betrug handelt, an dem mehrere Parteien rund um die Welt und in verschiedenen Institutionen mit gezielter Täuschungsabsicht beteiligt waren", erklärte EY in Stuttgart.
Philippinen vermuten Ex-Vorstand Marsalek in China
Eine Schlüsselfigur im Milliardenskandal um den insolventen DAX-Konzern hält sich möglicherweise in China auf. Nach den Daten der philippinischen Einwanderungsbehörde reiste der frühere Wirecard-Vorstand Jan Marsalek am Dienstag in das südostasiatische Land ein und am Mittwoch über den Flughafen Cebu weiter nach China. Allerdings zeigten die Videoaufzeichnungen des Flughafens nicht, dass Marsalek das Land verlassen habe, sagte Justizminister Menardo Guevarra am Donnerstag dem Fernsehsender CNN Philippines.
Der Manager war im Wirecard-Vorstand für das operative Tagesgeschäft zuständig und am vergangenen Montag fristlos entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt bereits seit Wochen gegen Marsalek, Ex-Vorstandschef Markus Braun und zwei weitere noch amtierende Vorstände wegen des Verdachts der Falschinformation von Anlegern.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die die Bilanzen von Wirecard prüfte, geht von umfassendem Betrug mit mehreren beteiligten Parteien rund um die Welt aus. Wirecard hatte am Donnerstag Insolvenz beantragt. Das Unternehmen hat mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt, weswegen der Vorstand für kommende Woche mit der Kündigung von Krediten ebenfalls in Milliardenhöhe rechnete.
EU-Kommission schaltet europäische Finanzaufsicht ein
Im Wirecard-Skandal schaltet die EU-Kommission jetzt die europäische Finanzaufsicht ESMA ein. Die Aufseher sollen den Zusammenbruch des Münchner Zahlungsdienstleisters und mögliche Versäumnisse der Aufsichtsbehörden unter die Lupe nehmen. Bis 15. Juli soll ein vorläufiger Untersuchungsbericht vorliegen. Dies geht aus einem Schreiben der Kommission an die ESMA hervor, das der Deutschen Presse-Agentur am Freitag vorlag.
Der Zahlungsdienstleister hatte am Donnerstag Insolvenzantrag gestellt. Hintergrund ist ein mutmaßlicher Betrugsskandal um Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die den Jahresabschluss 2019 prüfte, geht von schwerer Kriminalität im globalen Maßstab aus.
Im Brief der EU-Kommission an die ESMA (Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde) in Paris heißt es, nötig sei eine umfassende Beschreibung und Analyse der Ereignisse und eine Prüfung, ob die Reaktion der Aufsichtsbehörden angemessen gewesen sei. In Deutschland zuständig ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).
Die ESMA müsse sich den Vorfall unter dem Gesichtspunkt ansehen, dass EU-Anleger umfassend geschützt seien, wenn sie in Firmen investierten, die im regulierten Markt in der EU gelistet seien, heißt es in dem Schreiben. Das sei auch wichtig für mögliche weitere Schritte. Verfasst wurde der Brief von der zuständigen Generaldirektion für Finanzmarktstabilität der Kommission, , gerichtet ist er an ESMA-Chef Steven Maijoor.
Kanzlei: Wirecard-Anleger können Schadensersatz fordern
Die Anleger des insolventen Bezahldienstleisters Wirecard haben laut einer Anwaltskanzlei weiterhin Anspruch auf Schadensersatz gegen das Unternehmen. Zwar müssten die Forderung von Anlegern in Wirecard-Aktien, -Anleihen und -Derivaten in der Insolvenz hinten anstehen.
"Wir haben derzeit Anzeichen dafür, dass aber werthaltige Ansprüche gegen die Wirtschaftsprüfer EY und möglicherweise sogar die Bafin bestehen könnten", sagte der Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht Michael Leipold laut einer Pressemitteilung seiner Kanzlei. Bei der Finanzaufsicht Bafin habe "sogar der oberste Chef erhebliche Fehler eingeräumt".
Die Wirtschaftsprüfer hätten anscheinend über mehrere Jahre falsche Jahresabschlüsse des DAX-Konzerns testiert. Anlegern seien dadurch Informationen vorenthalten, in dessen Kenntnis sie das Investment nicht getätigt hätten, so die Kanzlei.
Ansprüche auf Schadensersatz könnten sich daher für alle Anleger ergeben, die zwischen dem 24.02.2016 und dem 18.06.2020 Wertpapiere gehandelt haben.
EY geht bei Wirecard derweil von einem umfassenden und konspirativen Betrug aus. Das Testat für den Jahresabschluss 2019 hatten die Wirtschaftsprüfer Wirecard wegen gefälschter Unterlagen verweigert.
Der DAX-Konzern hatte am Donnerstag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung einen Insolvenzantrag gestellt. Auch für Tochtergesellschaften seien entsprechende Anträge möglich. Wirecard drohte die Kündigung von Krediten im Umfang von 1,3 Milliarden Euro Ende Juni. Am Montag hatte Wirecard einräumen müssen, dass Bankguthaben bei zwei philippinischen Banken in Höhe von mehr als 1,9 Milliarden Euro wahrscheinlich nicht existieren.
SdK stellt Strafanzeige gegen Abschlussprüfer der Wirecard AG
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hat nach der Insolvenz des Bezahldienstleisters Wirecard Strafanzeige gegen zwei amtierende und einen ehemaligen Abschlussprüfer der Ernst & Young GmbH (EY) gestellt. Der Wirtschaftsprüfer sei ab dem Geschäftsjahr 2009 mit der Prüfung des Konzernabschlusses und Jahresabschlusses von Wirecard beauftragt gewesen. Doch erst nach elf Jahren und einer Sonderuntersuchung des Konkurrenten KPMG seien auch EY die Mängel bei dem inzwischen im DAX notierten Konzern aufgefallen, schreiben die Aktionärsschützer.
Das Testat für den Jahresabschluss 2019 hat EY Wirecard wegen gefälschter Unterlagen verweigert. Der Wirtschaftsprüfer monierte das Fehlen von mehr als 1,9 Milliarden Euro an angeblichen Bankguthaben und geht inzwischen von einem umfassenden und konspirativen Betrug aus.
"Gerade die Überprüfung der Existenz von Bankguthaben gehört zu den eher leichteren Aufgaben eines Abschlussprüfers und das Vorgehen hierbei ist klar geregelt", so die SdK. Jedoch sei Medienberichten zu Folge für die Jahre 2016 bis 2018 von Seiten der Abschlussprüfer keine Saldenbestätigung bei den betreffenden Banken angefordert worden. "Aus Sicht der SdK ist es auch völlig unverständlich, dass trotz kritischer Fragestellungen von Seiten der SdK, großen Hedgefonds und vor allem der Financial Times hier anscheinend in den Vorjahren keine Prüfung stattgefunden hat, die den eigenen Maßstäben von Ernst & Young entspricht."
Am Donnerstag hat Wirecard wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung einen Insolvenzantrag gestellt. Wirecard drohte die Kündigung von Krediten im Umfang von 1,3 Milliarden Euro Ende Juni. Von den hohen Verlusten durch den Kurseinbruch sind laut SdK neben institutionellen Investoren vor allem Privatanleger betroffen.
Die SdK hält ihren Angaben zufolge eine Aktie der Wirecard AG. Die Aktionärsschützer kündigten an, auf künftigen Hauptversammlung bis auf Weiteres gegen eine Bestellung von EY zum Abschlussprüfer bzw. Konzernabschlussprüfer zu stimmen - und zwar so lange, bis der Wirtschaftsprüfer zur Prüfungspraxis ausführlich Stellung genommen und erläutert habe, wie in Zukunft Bilanzmanipulationen dieses Ausmaßes aufgedeckt werden sollen.
Wirecard-Aktien erneut unter Druck
Die Papiere des im Bilanzskandal versunkenen Zahlungsabwicklers Wirecard haben am Freitag auf XETRA erneut deutlich unter Druck gestanden. Sie kosteten zum Handelsende nur noch 1,28 Euro und standen damit 63,74 Prozent im Minus - das Tief lag bei 1,08 Euro.
Wirecard hatte die Hiobsbotschaften der vergangenen Tage nach abermaliger Verschiebung der Bilanz für 2019, Eingeständnis mutmaßlicher Luftbuchungen in Milliardenhöhe und Chef-Rücktritt am Donnerstag mit dem Antrag auf Insolvenz gekrönt.
Erster Index-Exit
In sechs Handelstagen verloren sie bis zu 98 Prozent an Wert und verlieren bei aktuellem Stand im September ihren Platz im DAX. Schon ab Dienstag wird nicht mehr im Stoxx Europe 600 , dem Index der 600 größten börsennotierten europäischen Unternehmen zu finden sein. teilte die Index-Tochter Stoxx Ltd. der Deutschen Börse am späten Donnerstagabend mit. Im Wirecard-Bilanzskandal geht die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY mittlerweile von schwerer Kriminalität in quasi weltumspannendem Maßstab aus.
Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes exakt nachbilden. Dort muss dann entsprechend umgestellt werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann.
Zukunft von Wirecard völlig unsicher
Wie es mit dem Unternehmen weitergeht, und ob Wirecard überhaupt eine Zukunftsperspektive hat, ist nach wie vor völlig ungeklärt. Der Vorstand hatte am Donnerstag erklärt, die Fortführbarkeit des Unternehmens sei "nicht sichergestellt". Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt indes ohne genaue Nennung einer Quelle, dass es schon Interessenten für Teile von Wircard gebe.
Wirecard werden Zahlungsdienste in Großbritannien untersagt
Die vor der Insolvenz stehende Wirecard AG darf in Großbritannien keine elektronischen Zahlungen mehr abwickeln. Die Finanzmarktaufsicht FCA untersagte der Wirecard Card Solutions Ltd mit sofortiger Wirkung alle regulierten Aktivitäten und beauftragte das Unternehmen zugleich, dies seinen Kunden mitzuteilen. Überdies sprach sie ein Verbot aus, Gelder und Vermögenswerte zu verschieben.
In einer Mitteilung der Financial Conduct Authority heißt es, damit seien Kundengelder bei der britischen Gesellschaft gesichert.
dpa-AFX,dpa-AFX Broker / (Dow Jones)
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