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08.11.2012 13:51:32

UPDATE: EU will Europas Auto-Krise in den Griff bekommen

   -- EU will Protagonisten noch diesen Monat an einen Tisch holen

   -- Wenige Details über mögliche Hilfen zu erfahren

   -- Herstellerverband ACEA macht Druck

   (NEU: Stellungnahme ACEA, Studie von PricewaterhouseCoopers, Hintergrund)

   Von Nico Schmidt

   Die Europäische Union schaltet sich ein, um die Probleme der europäischen Automobilindustrie in den Griff zu bekommen. Ende November werde man Konzerne, Gewerkschaften und Wirtschaftsminister an einen Tisch bringen, um Maßnahmen zu erarbeiten, gemeinsam mit der Krise fertig zu werden, erklärte Antonio Tajani, Vizepräsident der Europäischen Kommission und dort zuständig für die Industrie. Die Branche macht indes Druck und fordert eine schnelle Umsetzung.

   "Europa produziert die besten Autos der Welt. Die Kommission will, dass diese Führung beibehalten wird", sagte Tajani. Deshalb werde man dringend notwendige Maßnahmen ergreifen, um die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu lösen. Die europäische Autoindustrie habe das Zeug dazu und könne wettbewerbsfähig bleiben.

   Richtig konkret wurde die Kommission mit Blick auf mögliche Maßnahmen nicht. Es sei eine "europäische Antwort" nötig, hieß es. Diese sollte sich auf das Problem der Überkapazitäten, soziale und technologische Investitionen sowie auf Staatshilfen und nachfrageseitige Maßnahmen konzentrieren.

   Der europäische Herstellerverband ACEA begrüßte im Grundsatz die Aussagen der EU. Allerdings pocht der Lobbyverband, in dem alle in Europa vertretenen Auto- und Nutzfahrzeughersteller zusammengeschlossen sind, auf baldige Hilfe. Die angekündigte Unterstützung müsse schnell in die Realität umgesetzt werden, sagte ACEA-Generalsekretär Ivan Hodac.

   Die Autoindustrie in Europa befinde sich in einer Phase wichtiger Anpassungen und Restrukturierungen, erklärte er. "Die EU sollte dringend alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um die sozialen und ökonomischen Konsequenzen dieses Prozesses abzulindern". Speziell forderte Hodac, Wege aufzuzeigen, wie der Produktionsfaktor Arbeit flexibilisiert und wie die von den Sanierungsmaßnahmen betroffenen Arbeiter und Regionen unterstützt werden können. Niemals zuvor habe die Branche einen unterstützenden Rahmen und eine starke Industriepolitik mehr gebraucht als heute, um Jobs und Werke in Europa zu halten.

   Der alte Kontinent ist derzeit kein gutes Pflaster für die Automobilindustrie. Der europäische Markt, der sowieso als weitgehend gesättigt gilt, wird zusätzlich von der Schuldenkrise belastet. Vor allem im Süden des Kontinents machen Kunden einen großen Bogen um die Verkaufsläden.

   Das führt zu einem teilweise ruinösen Preiskampf und massiven Überkapazitäten. Laut dem Lobbyverband ACEA können in den Werken in Europa momentan 25 bis 30 Prozent mehr Wagen produziert als verkauft werden. Manche Hersteller nutzen laut der Branchenvereinigung momentan gar nur etwas mehr als die Hälfte ihrer Kapazitäten.

   Vor allem Hersteller, die vorrangig in Europa aktiv sind und nicht von Exporten in weiter wachsende Schwellenländer profitieren können, schreiben seit Quartalen tiefrote Zahlen, weshalb die Angst vor Stellenstreichungen und Werksschließungen umgeht.

   Als erster Hersteller hatte US-Autobauer Ford auf die flaue Nachfrage reagiert und unlängst angekündigt, drei Werke in Großbritannien und Belgien schließen zu wollen. 5.700 Stellen fallen dem Rotstift zum Opfer. Jährlich soll dies Einsparungen von 450 bis 500 Millionen Euro bringen; 2015 wollen die Amerikaner in Europa wieder profitabel sein. Auch bei Opel werden wohl weitere Stellen gestrichen, das Werk in Bochum steht zumindest mittelfristig auf der Kippe.

   Nach Einschätzung von Branchenkennern kann dies allerdings erst der Anfang sein: "Um die europaweiten Überkapazitäten in der Automobilindustrie zu reduzieren, sind strukturelle Anpassungen und Werksschließungen wohl unausweichlich", sagte beispielsweise Felix Kuhnert, Leiter des Bereichs Automotive bei PricewaterhouseCoopers in Europa.

   Fünfzehn Automobilwerke auf dem alten Kontinent sind nach seiner Einschätzung derzeit so schwach ausgelastet, dass die Hersteller sie auf den Prüfstand stellen müssen. Die Auslastung in insgesamt 15 europäischen Werken mit Produktionskapazitäten über 100.000 Einheiten pro Jahr liege momentan - und wohl auch auf mittlere Sicht - um oder teilweise sogar unter 50 Prozent.

   Als untere Grenze für die Profitabilität eines Automobilwerks gilt eine Auslastung von drei Vierteln. "Die Autoverkäufe werden sich mittelfristig nicht auf das Vorkrisenniveau erholen, deshalb muss die Industrie die Kapazitäten anpassen," sagte deshalb auch ACEA-Generalsekretär Ivan Hodac.

   In der Tat ist eine Erholung des europäischen Marktes nicht in Sicht. Im Gegenteil: Nach einem Minus bei den Neuzulassungen in diesem Jahr von mindestens 8 Prozent erwartet die EU auch 2013 weitere Rückgänge. Der Markt würde dann auf dem Niveau von Anfang der 1990er Jahre liegen. Erst 2014 oder 2015 dürfte es nach Expertenmeinung wieder bergauf gehen, wobei manche Märkte wohl erst Ende des Jahrzehnts auf das Vorkrisenniveau zurückkehren werden.

   Tajani hob die Bedeutung der Autobranche für die gesamte europäische Industrie hervor. Die Automobilindustrie gehört zu den größten Arbeitgebern in Europa: 2 Millionen Menschen arbeiten direkt für die Hersteller und Zulieferer, weitere 10 Millionen Stellen hängen indirekt an der Branche - zum Beispiel über Stahl-, Chemie- oder Textilunternehmen.

   Laut dem europäischen Herstellerverband ACEA montieren Autobauer in Europa in rund 180 Werken auf dem Kontinent mehr als 17 Millionen Fahrzeuge. Das entspricht knapp einem Viertel der globalen Produktion. Nach Angaben der EU-Kommission steht die Automobilindustrie für 4 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung in Europa und ist damit ein wichtiges Rückgrad der Staatengemeinschaft.

Kontakt zum Autor: nico.schmidt@wsj.com

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   November 08, 2012 07:21 ET (12:21 GMT)

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