Margen auf dem Prüfstand 28.12.2014 03:00:01

Volkswagen: Der Chef macht Druck

von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Der Rekord ist in Reichweite: 9,08 Millionen Fahrzeuge hat der Volkswagen-Konzern in den ersten elf Monaten des Jahres ausgeliefert. Läuft alles nach Plan, dürften die Wolfsburger 2014 erstmals auf mehr als zehn Millionen Fahrzeuge kommen. Eigentlich war dieses Ziel erst für das Jahr 2018 eingeplant.

Auch bei anderen Zahlen ist Volkswagen ein Konzern der Superlative. 9,4 Milliarden Euro haben die Wolfsburger in den ersten neun Monaten des Jahres operativ verdient - mehr als jeder andere DAX-Konzern. Trotzdem ist die Stimmung in Wolfsburg angespannt.

Im Brennpunkt steht die Hauptmarke VW, die nach Absatz zwar die größte im Konzern ist, aber nur einen vergleichsweise kleinen Teil zum Konzerngewinn beisteuert. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres kam die Marke VW lediglich auf eine operative Marge von 2,3 Prozent - nach Martin Winterkorns Plänen sollen es mittelfristig sechs Prozent werden. Deshalb hat Konzernchef Winterkorn in dieser Woche 2000 Spitzenmanager auf einem internen Strategietreffen in Dresden noch mal auf eine härtere Gangart eingeschworen. "Wir werden das Ziel von fünf Milliarden Euro Ergebnisverbesserung bis 2017 definitiv erreichen", erklärte Winterkorn nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz seien klar definiert worden, nun komme es darauf an, diese auch konsequent umzusetzen. Der Konzernchef hatte das Ziel von fünf ­Milliarden Euro für die Marke VW im Sommer ausgegeben und in diesem Zusammenhang auch schmerzhafte Einschnitte angekündigt. Zusätzlichen Schwung soll der ehemalige BMW-­Manager Herbert Diess bringen, der im Oktober in Wolfsburg antreten wird.

Börsianer sehen Winterkorns Pläne dennoch mit gewisser Skepsis. Analysten verweisen auf hohe Kosten, komplexe Strukturen und den harten Wettbewerb im Mittelsegment. Die Nord LB hält Winterkorns Margenziel für die Marke VW sogar "dauerhaft für absolut nicht erreichbar", da selbst Mercedes-Benz Cars als Premiumhersteller mit einer finanzkräftigen Kundschaft seit der Jahrtausendwende im Schnitt lediglich etwas mehr als fünf Prozent Rendite erreicht habe. Auch der Aktienkurs spiegelt die Vorbehalte wider - trotz neuer Rekorde beim Absatz haben die im DAX notierten Vorzüge bereits im vergangenen Jahr an Dynamik verloren. 2014 hat die VW-Aktie bislang deutlich schlechter abgeschnitten als Daimler und BMW.

Neuer Bremsklotz
Gründe für die verhaltene Kursentwicklung der VW-Aktie gibt es viele, einige davon sind hausgemacht, etwa das großzügige Übernahmeangebot für die ausstehenden Aktien des Nutzfahrzeugherstellers Scania, der etwas holprige Start des modularen Querbaukastens, der die Kosten in der Produktion senken soll, oder die Schwäche der Wolfsburger auf dem amerikanischen Markt.

Auch Gerüchte um eine weitere große Übernahme und die Sorge, dass sich das Wirtschaftswachstum in China abschwächen könnte, drücken die Stimmung. Neuer Bremsklotz ist die Lage in Russland. Dort ist der Absatz des Konzerns bereits in den ersten neun Monaten um mehr als zehn Prozent gesunken. Wegen des Rubelabsturzes hat die VW-Premiummarke Audi in dieser Woche Lieferungen an Händler in Russland vorübergehend gestoppt. Dass bedeute aber nicht, dass in Russland keine Autos verkauft würden, heißt es aus dem Unternehmen. Audi denke über eine Preiserhöhung in Russland nach, um Einbußen durch den Rubelcrash abzufedern.

Trotz vieler Baustellen - die Geschäftszahlen von Volkswagen sprechen derzeit für Vorstandschef Winterkorn. Im dritten Quartal konnte der Konzern mit einem operativen Gewinn von 3,23 Milliarden Euro die Konsenserwartung der Analysten übertreffen.

Das stärkste Argument für die VW-Vorzugsaktie ist gegenwärtig die moderate Bewertung. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt auf Basis der für die kommenden zwölf Monate von Analysten einkalkulierten Gewinne unter acht und damit auch unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Anleger sollten die Aktie deshalb halten.

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