18.08.2009 18:54:00

FOKUS: Turquoise sucht Käufer, Wettbewerb der Börsen bleibt

Von Rüdiger Schoß, Thomas Leppert und William Launder Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Nur ein Jahr nach dem Start geben die Eigentümer der alternativen Handelsplattform Turquoise offenbar auf und suchen einen Käufer für das in London beheimatete Projekt. Analysten sehen die Konkurrenz für die etablierten Börsen deshalb aber nicht zwangsläufig schwinden, da diese inzwischen selbst paneuropäische Handelsplattformen aufsetzten und die Konkurrenzsituation weiter anheizten. Zudem sei der früher gestartete Konkurrent Chi-X recht erfolgreich.

   Bei der Suche nach einem Käufer hat Turquoise informierten Personen zufolge die Großbank UBS um Hilfe gebeten. Die schweizerische Großbank habe schriftlich angefragt, ob Interesse an der Übernahme der Trading-Technologie bestehe, sagte eine mit dem Sachverhalt vertraute Person zu Dow Jones Newswires. Wie der Branchendienst Financial News von weiteren Personen erfuhr, hat Turquoise 18 mögliche Käufer angesprochen. Noch in diesem Jahr wolle der Vorstand den Verkauf vom Tisch haben.

   Nur wenig Überraschung zeigten Analysten. "Nachdem viele alternative Handelsplattformen aus dem Boden geschossen sind, setzt nun die Konsolidierung ein", sagte Martin Peter von der Landesbank Baden-Württemberg zu Dow Jones Newswires. Ein Londoner Analyst, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte: "Ich kann verstehen, dass Turquoise zum Verkauf steht. Wir wissen, dass sie Verlust macht. Die Banken wollen wohl nicht weiter Geld reinpumpen."

   Hinter der Börse stehen BNP Paribas, Citi, Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs, Merrill Lynch, Morgan Stanley, Société Générale und UBS. Seit 2006 hatten sie die Entwicklung der Plattform und deren Startphase finanziert. Ein Großteil von ihnen ist zugleich an der von Nomura gegründeten Chi-X beteiligt. Wie viele andere "alternative" Handelsplattformen hat Turquoise durch die internationale Finanzkrise rückläufige Umsatzvolumina hinnehmen müssen und noch keinen Gewinn erwirtschaftet.

   Zuletzt habe Turquoise nur etwas mehr als 2% Marktanteil gemessen am europäischen Börsenumsatz gehabt, während alternative Konkurrenten wie Chi-X und etablierte Marktteilnehmer wie Deutsche Börse, Bolsa de Madrid oder Borsa Milano 10% bis 13% Marktanteil hielten, sagte Analyst Martin Peter von der Landesbank Baden-Württemberg. "Obwohl Turquoise von den großen Investmentbanken ins Leben gerufen wurde, hat es ihre Handelsplattform nicht geschafft, genug Umsatz auf sich zu ziehen, um Gewinn zu machen."

   Das vermutliche "Aus" für Turquoise muss aber nicht das Ende aller alternativen Börsenplätze sein. Analyst Bernd Müller-Gerberding von der UniCredit sieht trotz des Rückzugs der Banken die alternativen Plattformen generell noch nicht vor dem Aus. "Chi-X etwa ist erfolgreicher als Turquoise." Chi-X selbst will noch in diesem Jahr erstmals einen Gewinn erwirtschaften.

   "Der Wettbewerb wird zudem bleiben, weil auch die etablierten Börsen selbst eigene paneuropäische Plattformen anbieten." Der Trend sei trotz der Verkaufsabsichten bei Turquoise nicht vorbei. "Aber der unglaubliche Erfolg, den wir in den USA sahen, ist den alternativen Plattformen in Europa bislang nicht beschieden."

   Der gescheiterten Plattform kam dabei wohl auch die Finanzmarktkrise in die Quere. "Man muss allerdings sehen, dass die Volumen gegenwärtig in ganz Europa gering sind. Die deutlich gesunkenen Handelsumsätze waren ganz sicher so nicht in den Geschäftsplänen vorgesehen", sagte Müller-Gerberding. Bei der Deutschen Börse sorgte die Ruhe am Kassamarkt dafür, dass im Juli auf Xetra und dem Frankfurter Parkett laut Orderbuchstatistik Aktien für 90,4 Mrd EUR umgesetzt wurden, 55% weniger als im Vorjahresmonat.

   Aber auch nach dem Rückzug der neun Investmentbanken, die zusammen fast die Hälfte des europäischen Aktienhandels ausmachen, steht Turquoise noch nicht vor der Abwicklung, vermutet Müller-Gerberding. "Das Handelsvolumen wird an den europäischen Kassamärkten nicht ewig so niedrig wie gegenwärtig bleiben", sagte der Experte. "Dann wird es auch wieder attraktiver, eine alternative Plattform zu betreiben."

   Müller-Gerberding rechnet damit, dass es für die europäischen Standardwerte zukünftig neben einer Hauptbörse, die die Hauptliquidität stelle, auch mindestens eine alternative Plattform geben werde. Diese werde sich an der Preisbildung der Hauptbörse orientieren und in deren Windschatten segeln. "Die Superfragmentierung mit 20 etwa gleich großen Plattformen aber wird es nicht geben."

Webseite: www.tradeturquoise.com -Von Rüdiger Schoß, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 117, ruediger.schoss@dowjones.com DJG/rso/kgb/brb Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones Newswires

   August 18, 2009 12:23 ET (16:23 GMT)

   Copyright (c) 2009 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 23 PM EDT 08-18-09

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