30.11.2012 18:28:32
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Sparkassen prüfen Verkauf von Provinzial Nordwest - Kreise
Von Alexandra Edinger, Eyk Henning und Ulrike Dauer
Die Sparkassen im Norden und Westen Deutschlands prüfen Finanzkreisen zufolge den milliardenschweren Verkauf ihres Versicherers Provinzial Nordwest. Unter den Interessenten soll sich auch Europas größter Versicherer Allianz befinden. Aber die Verhandlungen befinden sich noch in einer frühen Phase, und nicht alle der beteiligten Eigentümer wollen ihren Regionalversicherer verkaufen.
Mit der Suche nach einem Käufer sei JP Morgan beauftragt worden, sagte eine informierte Person zum Wall Street Journal Deutschland. Das wollte die Investmentbank jedoch nicht kommentieren. Anteile an der Provinzial Nordwest halten neben dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe mehrere Sparkassenverbände, die offenbar ein Interesse an einem lukrativen Verkauf haben. Denn bei einigen der Sparkassen sind im Zuge der Finanzkrise die Reserven zusammengeschmolzen und ihre Eigner, die chronisch klammen Landkreise und Städte, hoffen durch den Verkauf auf frisches Geld.
Ein Verkauf ist dabei noch keineswegs ausgemachte Sache. Zum einen bevorzugt Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon eine Fusion im eigenen Sparkassensektor, weswegen die Sparkasse es mit einer Zusammenlegung ihrer Versicherer versuchen könnte. Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon hat schon mehrfach erklärt, dass er hier Potenzial für Fusionen sieht. Zum anderen sorgt die komplexe Eigentümerstruktur bei der Provinzial Nordwest für schwierige Abstimmungsverfahren und macht den Verkauf auch nicht einfacher, da alle vier Eigentümer zustimmen müssten. Zudem müsste ein EU-weites Bieterverfahren angestoßen werden, da die Provinzial dem öffentlichen Sektor angehört.
Von den Eigentümern schießt einer schon einmal quer. In einem Statement erklärt der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) Wolfgang Kirsch: "Wir planen derzeit nicht, unsere Anteile an der Provinzial Nordwest zu verkaufen." Es habe aber in der Vergangenheit immer wieder Angebote für das wirtschaftlich gesunde Unternehmen gegeben. Der LWL hält 40 Prozent an der Provinzial Nordwest. Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe hält ebenfalls 40 Prozent, der Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein 18 Prozent und der Ostdeutsche Sparkassenverband 2 Prozent.
Als potenzieller Käufer habe sich bereits die Allianz bei den Sparkassen vorgestellt und 2,25 Milliarden Euro geboten, berichtet derweil die Financial Times Deutschland. Der Konzern ist im momentanen Umfeld immer auf der Suche nach Zukäufen, das hat der Vorstand schon mehrfach bestätigt. Offiziell wollen weder die Allianz noch die Provinzial sich zu den Verkaufsgerüchten äußern.
Allianz-Chef Michael Diekmann habe bei einem Treffen in Münster den Vertretern von drei Anteilseignern der Provinzial Nordwest persönlich das Angebot erläutert, so die Zeitung. Teilgenommen haben sollen Rolf Gerlach, Präsident des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, Reinhard Boll, der dem Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein vorsteht sowie Wolfgang Kirsch, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.
Für die Allianz wäre der Kauf eine gute Nachricht. Schließlich hatte die Provinzial Nordwest im Jahr 2011 Beitragseinnahmen von rund 3 Milliarden Euro, der Großteil davon aus den Bereichen Schaden-Unfall- und Lebensversicherung. Zudem könnte die Allianz mit einem solchen Kauf die Sparkassenstrukturen für ihren Vertrieb nutzen. Das wiederum könnte jedoch im Lager der Sparkassen auf starken Widerstand stoßen.
Auch die Arbeitnehmervertreter der Provinzial sperren sich, da sie befürchten, dass nach einer Eingliederung in den Allianz-Konzern von der Provinzial nicht mehr viel übrig bleiben wird. "Von allen Optionen wäre dies der grausamste Schlag", sagt Frank Fassin, bei Verdi in Nordrhein-Westfalen zuständig für den Bereich Versicherungen. Das Interesse der Allianz gelte ganz klar dem großflächigen Sparkassen-Vertriebsnetz in einem ansonsten stagnierenden deutschen Markt.
"Das wäre ein Schlag ins Gesicht", stößt auch Provinzial-Betriebsratsvorsitzender Albert Roer ins gleiche Horn. "Wir haben derartige Gerüchte schon gehört, aber hoffen, dass das nur ein Gerücht ist und erwarten eine klare Stellungnahme der Eigentümer, dass sie zur Provinzial stehen."
Unter einem aktuellen Effizienzprogramm strebt Provinzial eine Steigerung des Nettogewinns auf 150 Millionen Euro im Jahr 2015 an, ein Drittel mehr als die 116,2 Millionen Euro, die 2011 erreicht wurden. Zu den Prämieneinnahmen tragen die Sparkassen mehr als 50 Prozent bei.
Kontakt zu den Autoren: alexandra.edinger@wsj.com, eyk.henning@wsj.com und ulrike.dauer@wsj.com
DJG/aed/kgb/mgo
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November 30, 2012 11:57 ET (16:57 GMT)
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